Finger weg von "Stick and Poke"
Kinder- und Jugendärzt_innen warnen vor selbstgestochenen Tattoos
Wer noch nicht 18 ist und trotzdem schon ein Tattoo haben will, wird meist kein Glück haben bei Tattoostudios, denn die verzichten lieber auf den Auftrag als sich strafbar zu machen. Leider führt das immer häufiger dazu, dass Jugendliche sich ihren Körperschmuck selbst stechen. Das Zubehör dafür kann man schließlich leicht online bestellen. "Doch wer sich zu Hause ein Tattoo sticht, riskiert damit Infektionen. Über den Stichkanal können gefährliche Keime in den Körper eindringen und Krankheiten verursachen, insbesondere wenn Nadeln von Freunden oder Freundinnen mitbenutzt und nicht richtig gereinigt werden", warnt Dr. Josef Kahl, Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Der BVKJ rät daher dringend von "Stick and Poke" ab. Bis heute sei nämlich auch nicht geklärt, welche Schäden oder chronischen Erkrankungen die Farben, die unter die Haut gebracht werden und dort Jahrzehnte lang bleiben, im Körper anrichten. Außerdem - was ist, wenn Jugendliche später ihr Tattoo wieder loswerden wollen? Das geht zwar inzwischen mittels Laser-Technologie, wodurch die Farbpigmente durch kurze Lichtimpulse zertrümmert werden. Allerdings gelinge die Entfernung nie vollständig. Meist blieben Reste sichtbar, oder das Tattoo bleibt als Negativabdruck zurück, weil durch das Stechen des Tattoos die Haut oft vernarbt und dabei auch das normale Hautpigment verschwindet.
Ein Tattoo ist für viele Kinder und Jugendliche nicht nur einfach ein schönes Bild, das sie auf Instagram posten können, sondern ein Akt der Selbstvergewisserung und Abgrenzung gegen die Eltern. Mit Verboten und Drohungen kommen Eltern daher nicht weiter, sie bewirken damit eher das Gegenteil. Besser wirke ein ruhiges Gespräch über die Gesundheitsgefahren des Tattoos und auch seiner Entfernung sowie auch über die Tatsache, dass sichtbare Tattoos je nach Branche immer noch Karrierekiller sein können, erklärt der BVKJ. Eltern könnten ihre Kinder auch bitten, selbst zu recherchieren und sich zu informieren, welche Risiken sie eingehen, wenn sie sich stechen oder stechen lassen. Und genau darüber nachzudenken, warum sie ein Tattoo möchten und ob es nicht auch ohne geht. Manchmal helfe auch die Vereinbarung einer "Nachdenkzeit". "Denn oft löst sich der dringende Wunsch nach einem Tattoo nach einigen Monaten in Luft auf und der Jugendliche ist dankbar, dass die Haut frei von Tattoos geblieben ist," so Kahl.