„Five Broken Blades – Fünf Attentäter und ein unmöglicher Auftrag“ von Mai Corland ist ein Fantasy-Roman, der sofort durch sein auffälliges und stimmungsvolles Cover ins Auge sticht. Schon bevor man das Buch aufschlägt, zieht es einen mit seinem Design in den Bann. Die düsteren Farben, kombiniert mit scharfen, klaren Linien und einem Farbverlauf, der von Schwarz über ein bedrohliches Rot bis hin zu einem kalten, metallischen Silber reicht, geben perfekt die Atmosphäre des Buches wieder: düster, gefährlich und voller Spannung. Man kann förmlich die Kälte der Klingen spüren und die Bedrohung, die in den Schatten lauert. Ich war vom Cover direkt begeistert und es hat mir sofort das Gefühl gegeben, dass ich in eine packende, dunkle Geschichte eintauchen werde.
Die Geschichte selbst hat ein starkes Fundament. Die Ausgangssituation ist faszinierend: Fünf der gefährlichsten Attentäter des Reiches werden zusammengebracht, um das scheinbar Unmögliche zu tun – den unsterblichen Gottkönig Joon zu töten, der das Königreich Yusan mit eiserner Faust regiert. Die Welt, die Corland erschafft, ist komplex und lebendig. Sie zeichnet das Bild eines unterdrückten Reiches, in dem die Reichen immer reicher werden, während die Armen ums Überleben kämpfen und der Gottkönig seine Macht brutal verteidigt. Die Atmosphäre ist düster und fesselnd, und man kann sich die kargen Landschaften, die düsteren Gassen und die prunkvollen, aber bedrohlichen Hallen des Palastes gut vorstellen. In dieser Hinsicht hat das Buch wirklich überzeugt, denn die Welt wirkt lebendig und durchdacht, voller Details, die neugierig machen und einen dazu bringen, immer mehr erfahren zu wollen.
Auch die Charaktere sind ein großer Pluspunkt. Jeder der fünf Attentäter – ein ehemaliger Leibwächter, der seine Ehre wiederherstellen will; eine gewitzte Diebin, die nach Freiheit strebt; eine mysteriöse Meuchelmörderin mit einer dunklen Vergangenheit; ein Fürst ohne Königreich, der nach einem letzten Strohhalm greift; und der Geheimdienstchef des Königs, der eine geheime Agenda verfolgt – bringt eigene Motive und Konflikte mit, die die Dynamik der Gruppe spannend machen. Corland hat es geschafft, ihnen Tiefe und Vielschichtigkeit zu verleihen, und es ist interessant, ihre verschiedenen Motivationen und Persönlichkeiten zu erkunden. Besonders gut gefällt mir, wie sie sich gezwungen sehen, zusammenzuarbeiten, obwohl sie einander nicht vertrauen – das gibt dem Buch eine spannende psychologische Note, weil man nie ganz sicher ist, ob einer von ihnen bereit ist, die anderen zu verraten, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Die Andeutung, dass es einen Verräter in der Gruppe geben könnte, sorgt für eine gewisse Grundspannung, die das Buch durchzieht.
Trotzdem muss ich sagen, dass mich das Buch nicht so sehr gepackt hat, wie ich es mir erhofft hatte. Während der Anfang stark ist und einen direkt in die Handlung hineinzieht, verliert die Geschichte im Mittelteil deutlich an Fahrt. Viele Szenen sind sehr detailreich beschrieben, was zwar die Welt lebendig macht, aber auch dazu führt, dass die Spannung immer wieder abfällt. Man hätte sich mehr überraschende Wendungen und dramatische Momente gewünscht, die das Gefühl von Gefahr und Bedrohung stärker hervorgehoben hätten. Das Potenzial für ein fesselndes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Attentäter nicht nur gegen den Gottkönig, sondern auch gegen ihre eigenen inneren Dämonen kämpfen, ist zwar da, wird aber nicht ganz ausgeschöpft. Besonders die Frage nach dem möglichen Verräter bleibt eher vage und hätte zu einem echten Spannungshöhepunkt führen können, wenn es geschickter inszeniert worden wäre.
Das Finale ist solide, bringt aber nicht die erhoffte Dramatik und Intensität, die ich mir von einem Buch mit einem solchen Konzept gewünscht hätte. Es gibt einige interessante Entwicklungen und ein paar überraschende Enthüllungen, aber es fühlt sich an, als ob manche Handlungsfäden zu schnell und zu glatt aufgelöst werden, ohne die Spannung und den Nervenkitzel, den man sich erhofft hatte. Statt eines großen, explosiven Endes, das einen atemlos zurücklässt, hat man eher das Gefühl, dass die Geschichte ruhig ausklingt, was ein bisschen enttäuschend ist.
Alles in allem ist „Five Broken Blades“ ein gutes Buch, das durch seine starke Prämisse, die komplexen Charaktere und die atmosphärische Welt punkten kann. Das Cover und die Farbgestaltung haben mich schon vor dem Lesen begeistert und spiegeln die düstere Stimmung des Buches perfekt wider. Allerdings hätte ich mir insgesamt mehr Spannung, mehr überraschende Wendungen und ein packenderes Finale gewünscht, um die Geschichte wirklich herausstechen zu lassen. Corland zeigt, dass sie eine talentierte Autorin ist, die es versteht, komplexe Charaktere zu erschaffen und eine lebendige Welt zu gestalten – doch beim Spannungsbogen wäre noch mehr drin gewesen. Wer jedoch Lust auf eine dunkle, komplexe Fantasy-Welt hat, wird sicherlich auf seine Kosten kommen und besonders die Dynamik der ungleichen Attentäter-Gruppe genießen.
Erschienen bei TOR
Autorin / Autor: Esma - Stand: 14. Oktober 2024