Fleischlust vergangen

Studie: Wenn wir Babytiere sehen, vergeht der Appetit auf Fleisch - Frauen reagieren aber noch intensiver

Wer würde dieses Rehkitz denn essen?

Süße Lammgesichter, flauschige Kalbsohren, gelbweiche Entenbabies - wer Bilder von Babytieren betrachtet, hat danach offenbar weniger Appetit auf Fleisch, wie eine neue Studie der britischen Lancaster University herausfand. Kein Wunder, dass Tierrechtsgruppen oft Bilder von Lämmern und Kälbern für ihre Kampagnen nutzen. Wie wirksam das aber tatsächlich ist, wollten die Psycholog_innen Dr. Jared Piazza, Dr. Neil McLatchie und Cecilie Olesen herausfinden.
Dazu präsentierten die den Teilnehmer_innen zunächst ein Bild von einem gekochten Fleischgericht gepaart mit einem Bild von einem bekannten Tier (Kalb oder Stier) oder einem exotischen Tier (Baby- oder erwachsenes Känguru). Den Teilnehmern wurde gesagt, dass das Fleisch von dem abgebildeten Tier stammt. Danach sollten die Versuchspersonen ihren Appetit auf Fleisch bewerten.

Wenig überraschend: Der Anblick eines Kälbchens ließ das Fleischgericht weniger appetitlich erscheinen. Hatten die Proband_innen vorher aber ein Bild von einem erwachsenen Tier gesehen, verging ihnen ihre Fleischlust nicht so sehr. Und noch einen Unterschied stellten die Forscher_innen fest: "Wir fanden heraus, dass sowohl Männer als auch Frauen die Baby-Tiere niedlich und verletzlich finden und Zärtlichkeit und Wärme für sie empfinden." Allerdings reagierten Männer und Frauen doch unterschiedlich: Insgesamt war der Effekt der Betrachtung eines Tierbabys bei Frauen stärker als bei Männern.

Ein Grund dafür könnte sein, dass Frauen nach wie vor noch oft die Rolle der Betreuerinnen übernehmen, so die Forscher_innen. "Unsere Ergebnisse spiegeln möglicherweise die größere emotionale Reaktion der Frauen auf Babys und damit auch ihre Tendenz, sich mehr in Babytiere hineinzuversetzen. Hinzu kommt, dass Fleisch mit Männlichkeit, prähistorischen Ideen des Mannes als Jäger und Bildern von harten Männern verbunden ist, die tierisches Protein zum Muskelaufbau konsumieren. Frauen haben eine viel zwiespältigere Einstellung zu Fleisch, und ihre Identität ist nicht in gleicher Weise damit verbunden."

Die vorliegende Studie bestätigt frühere Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Frauen deutlicher auf Babys reagieren und ambivalenter in Bezug auf Fleischkonsum sind als Männer.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung