Flexible Männer, erfolgreiche Frauen
Wenn Männer flexiblere Arbeitszeiten haben, steigt der Stundenlohn der Frauen
In immer mehr Branchen ist ein Nine-to-five-Job längst Vergangenheit. Viele Beschäftigte arbeiten nicht mehr in festen Zeitrastern, sondern so, dass Aufgaben erledigt werden - egal wann und von wo aus. Wie sich diese Flexibilität auf den Erfolg und den Stundenlohn von Paaren auswirkt, bei denen ein Partner in diesem Modell arbeitet, hat nun Dr. Laura Langner von der University of Oxford in einer Studie untersucht. Dabei stellte sie fest, dass sich, sobald Männer begonnen hatten, flexibel zu arbeiten, der Stundenlohn ihrer Frauen deutlich erhöhte, besonders dann, wenn sie Mütter waren (und zwar 14,2 Prozent nach vier Jahren). Aber auch der Studenlohn des Ehemannes stieg in den folgenden vier Jahren um 7,4 Prozent.
"Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Männer flexible Arbeitszeiten als Alternative zur Teilzeitarbeit nutzen können, um ihre Karriere voranzutreiben. Dadurch ist das Paar ist in einer Win-Win-Situation - die Stundensätze beider Partner steigen, wenn der Mann seine Arbeitszeit flexibilisiert. Dies zeigt auch, dass Arbeitgeber eine wichtige Rolle bei der Unterstützung nicht nur ihrer Mitarbeiter, sondern auch der ganzen Familie spielen können, wenn sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen", so Dr. Langner.
Die Studie analysierte Daten westdeutscher Paare aus der Deutschen Studie Sozio-ökonomisches Panel (SOEP), die zwischen 2003 und 2011 flexibel gearbeitet hatten. Bei einem flexiblen Arbeitszeitvertrag können Mitarbeiter_innen selbst definieren, wann sie während des Tages und der Woche arbeiten.
Allerdings scheint diese Win-Win-Situation nur für Paare zu gelten, in denen der männliche Partner flexibel arbeitet. Flexible Arbeiszeiten nutzen Frauen hingegegen nur dann, wenn sie mindestens 30 Stunden pro Woche arbeiten. Nach der Studie profitieren sie überhaupt nicht, wenn sie Mütter sind und sie stehen sich sogar schlechter, wenn sie die Arbeitszeitflexibilität mit der Teilzeitarbeit kombinieren. Auch ist dann der positive Effekt für ihre nicht-flexiblen männlichen Partner weniger ausgeprägt.
Die Studie zeigte auch, dass die männlichen Partner eher bereit waren, flexibel zu arbeiten - auch wenn sie in einer konservativen Umgebung lebten. Zum Zeitpunkt der SOEP-Studie hatte Westdeutschland eine sehr geringe Kinderbetreuungsrate (im Jahr 2006 waren nur 7% der Unter-Drei-Jährigen in der Kinderbetreuung). Dazu kam, dass die deutsche Bevölkerung eine ziemlich konservative Haltung gegenüber arbeitenden Müttern einnahm; 2004/5 stimmten nach dem European Social Survey 51% der Ausage zu, dass "ein Vorschulkind leidet, wenn die Mutter arbeitet".
Die ganze Studie, "Flexible Männer und erfolgreiche Frauen: die Auswirkungen der flexiblen Arbeitszeit auf die deutschen Löhne", können in der Zeitschrift Arbeit, Beschäftigung und Gesellschaft nachgelesen werden.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 3. August 2017