Forscherfalle facebook?
Studie: Daten aus sozialen Netzwerken müssen kritisch ausgewertet werden
Wenn WissenschaftlerInnen heute herausfinden wollen, wie die "Jugend von heute" mit Mobbing umgeht, welche Berufe im Trend liegen oder ob dieser oder jener Film kommerziell erfolgreich wird, dann haben sie immer das Problem ausreichend Datenmaterial für ihre Untersuchungen zu bekommen. Darum stürzen sich zahlreiche ForscherInnen nun voller Begeisterung auf die sozialen Medien. Weil viele Menschen keinerlei Probleme damit haben, ihr ganzes Leben, einschließlich ihrer Vorlieben, Gewohnheiten, Beziehungen, Ausbildung und Meinungen auf facebook, twitter & Co zu entrollen, steht der Forschung auch ein nahezu unbegrenzter Satz an Daten zur Verfügung. Aber können solche Daten auch verlässlich Auskunft geben?
Nein, meinen nun Derek Ruths von der McGill University in Montreal und Jürgen Pfeffer von der Carnegie Mellon University. Sie kristisieren, dass viele ForscherInnen sich zu sehr darauf verlassen, dass ein großer Datensatz all die Fehler ausbügeln könnte. Dabei gibt es viele Gründe, warum Daten aus sozialen Netzwerken für die Wissenschaft tückisch sind.
So ziehen bestimmte soziale Medien auch nur bestimmte NutzerInnen an und geben darum kein differenziertes Bild der Bevölkerung wieder. Außerdem sind natürlich auf einer Plattform auch nicht alle Daten öffentlich einsehbar. Es sind ebenfalls nur bestimmte Leute, die andere alles sehen lassen. Die, die das nicht tun, bleiben in solchen Studien dann unberücksichtigt. Außerdem bestimme die Struktur eines Netzwerkes auch, wie wir unsere Meinung äußern. Auf facebook beispielsweise kann man nur "liken". So ist es schwierig auszudrücken, was man blöd findet, und Kritik und negative Meinungen bleiben damit extrem unterrepräsentiert. Zudem gibt es natürlich jede Menge Spammer, Menschen, die sich als eine andere Person mit anderen Ansichten ausgeben und "Bots", die sich als normale Nutzer "verkleiden" und natürlich keine verlässliche Auskunft über (künftige) menschliche Verhaltensweisen geben können.
Besonders kritisch bewerten die ForscherInnen, dass Tausende von wissenschaftlichen Aufsätzen auf solch fragwürdigen Daten basieren, dass aber viele solcher Papiere als Diskussionsgrundlage bei wichtigen Entscheidungen verwendet würden - etwa wenn öffentliche Investitionen begründet oder gerechtfertigt werden sollen. Die Wissenschaftler fordern darum von ihren KollegInnen bessere Methoden, um Fehler auszuschließen.
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung eurekalert.org - Stand: 28. November 2014