Frossja Furchtlos: oder von sprechenden Hühnern und verschwindenden Häusern
Autor: Stanislaw Wostokow
Übersetzt von: Thomas Weiler
„Frossja Furchtlos“ ist ein russisches Kinderbuch von Stanislaw Wostokow. Es handelt – wie der Titel bereits verrät – von Frossja. Sie wohnt mit ihrer Großmutter in dem winzigen russischen Dörfchen Papanowo. Die beiden sind „waschechte Bauernweiber“, die stark, unabhängig selbstständig und furchtlos sind. Frossja hat nur „theoretisch“ Eltern, da diese wegen ihrer Arbeit immer unterwegs sind. Zur Schule geht Frossja im Nachbarort, zu dem sie „nur“ sechs Kilometer mit dem Rad oder zu Fuß zurücklegen muss – im Winter auch schonmal auf Skiern oder Schlittschuhen. In der Schule sind außer ihr noch drei Schüler. Einer davon ist erst vier Jahre alt und geht in den Kindergarten, der gleichzeitig auch der Dorfladen ist. Die anderen beiden sind zwei verschieden begabte Jungen, Frossja ist als einziges Mädchen irgendwo dazwischen. Wohnen tun Frossja und ihre Großmutter in einem waschechten Denkmal – einem Baudenkmal natürlich – das ihr Vorfahre, der Großbauer Fjodor Korowin erbaut hat. Es ist sehr gemütlich in dem Haus mit seinen zwei Öfen, wenn auch manchmal etwas anstrengend, da dauernd etwas zu reparieren ist. Trotzdem setzt Frossja mit ihren Mitschülern alles daran, das Haus wiederzufinden, als es eines Tages auf Grund einer Verkettung unglücklicher Umstände spurlos verschwindet!
Wenn ihr wissen wollt, wie und warum das Haus verschwindet und ob Frossja das Haus wiederfindet, solltet ihr unbedingt das Buch lesen. Es wimmelt in ihm nur so von sympathischen Gestalten wie Zauberern, sprechenden Hühner, großzügigen Busfahrern, kaffeetrinkenden Bären, singenden Dorfbewohner_innen und natürlich waschechten Bauernweibern. Außerdem mangelt es auch nicht an verrückten Verwicklungen, Spannung und es gibt sogar eine Verfolgungsjagd mit einem Traktor und einem Motorrad!
Ich fand es besonders interessant in die Lebenswelt eines Dorfkindes einzutauchen. Am Anfang war ich nicht sicher, wann das Buch genau spielt, aber es stellte sich heraus, dass es tatsächlich in der Jetzt-Zeit, also im 21. Jahrhundert spielt. Für ein deutsches Stadtkind ist es schwer vorstellbar sechs Kilometer zur Schule zu laufen und ohne Zentralheizung zu leben, aber in vielen (ländlichen) Regionen ist das auch heute noch normal – und vielleicht auch gar nicht soo schlecht? Das Buch hat mir auch große Lust gemacht, den Ort einmal zu besuchen! Mindestens eine Person aus der Geschichte existiert sogar in Wirklichkeit und hat ein kleines Nachwort geschrieben, obwohl seine Person nicht zu 100% sympathisch wegkommt. In diesem Nachwort sind einige Informationen zu dem historischen, nordrussischen Baustil und zu der Lebensweise der damaligen Bäuerinnen/Bauern enthalten (es lohnt sich also vor oder beim Lesen der Geschichte da mal reinzuschauen und nicht erst hinterher).
Zu empfehlen ist das Buch also besonders für neugierige junge Leser_innen. Auch als Vorlesebuch kann ich es mir gut vorstellen. Es gibt auch einige, niedliche Illustrationen. Eine Altersangabe zu machen, finde ich schwierig. Abgesehen von einem Beinbruch passiert nichts allzu Dramatisches, aber ich weiß nicht, wie kompliziert manche Zusammenhänge zu verstehen sind. Zum Vorlesen ist das Buch aber etwa ab dem Grundschulalter geeignet– und für junggebliebene, humorvolle Selbstleser aller Altersklassen.
Viel Spaß mit dieser kuriosen, liebevoll erzählten Geschichte über Forssja Furchtlos.
*Erschienen bei Knesebeck *
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Autorin / Autor: Johanna - Stand: 2. März 2020