Für sprachliche Artenvielfalt
Am 21. Februar ist der Internationale Tag der Muttersprache
Stellt euch vor, ihr dürftet die Sprache, die ihr Zuhause gelernt habt, in der ihr eure Gefühle ausdrückt, in der ihr schimpft, liebt oder träumt nur noch innnerhalb eurer eigenen vier Wände benutzen und in der Schule, auf der Straße und im gesamten öffentlichen Leben müsstet ihr unter Androhung von Strafe eine euch fremde Sprache sprechen. Schrecklich, oder? Genau das ist aber der Fall in vielen Ländern der Erde. Das ist einer der Gründe, warum von den heute rund 6.000 gesprochenen Sprachen etwa 43 % akut vom Aussterben bedroht ist. Ein Großteil der etwa 2.500 gefährdeten Sprachen wird von weniger als 10.000 Menschen gesprochen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Krieg, Vertreibung und Ausgrenzung bestimmter Sprachen gehören ebenso dazu wie Migration und Vermischung der Sprachen. Wobei das auch wiederum interessante neue sprachliche Ausdrucksformen hervorbringt. Auch die neuen Medien tragen dazu bei, dass insbesondere die englische Sprache einen wachsenden Einfluss in der Welt hat. Insgesamt werden in der digitalen Welt weniger als hundert Sprachen verwendet.
In vielen Ländern werden immer weniger Bücher und Lehrbücher in lokalen Sprachen und Dialekten gedruckt, und der Unterricht findet auch nur noch in der offiziellen Landessprache statt, weil lokale Sprachen als rückständig gelten. Auch das bedroht die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen und die soziale Einbettung kleinerer Sprachgemeinschaften. Schade drum, denn jede Sprachvariante drückt eine eigene Sicht auf die Welt aus. Dies gilt für Ureinwohnersprachen genauso wie für die weltweit gesprochene Sprache Englisch.
Der von der UNESCO ausgerufene Internationale Tag der Muttersprache will die sprachliche und kulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit fördern und wird seit dem Jahr 2000 jährlich am 21. Februar begangen. Die UNESCO hat einen Atlas der bedrohten Sprachen erstellt, der 2.473 Sprachen nach Name, Bedrohungsgrad und Region auflistet. Darunter finden sich auch 231 Sprachen, die seit 1950 ausgestorben sind. Zur Feier des Internationalen Tages der Muttersprache 2019 lädt euch das Büro des Bürgerbeauftragten und der Mediationsdienste der Vereinten Nationen (UN) ein, euren Lieblingsbegriff in eurer Muttersprache zu folgenden Themen zu verraten: Frieden, Harmonie, Konfliktlösung, Achtsamkeit, Widerstandsfähigkeit, Wohlbefinden. Die Wörter werden gesammelt und eine Auswahl wird dann anschließend auf der UN-Website und anderen digitalen Kanälen veröffentlicht.
Sprecht ihr noch einen Dialekt? Oder eine andere Muttersprache als deutsch?
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilungen - Stand: 21. Februar 2013