Gebiss: Weniger ist mehr
Abgenutzte Zähne sind besser gegen Zahnhalsdefekte geschützt
Öfter mal was Hartes essen, z.B. Möhren, schützt die Zähne. Es klingt verrückt, aber offenbar sind abgenutzte Zähne ein besonders guter Schutz gegen Ermüdungsbrüche - vor allem am Zahnhals. Und weil heute weniger Hartes gegessen wird und Möhren häufiger in Form von Lifestyle-Smoothies als in ihrer ursprünglichen Form konsumiert werden, nutzen sich die Zähne nicht mehr so stark ab. Die Folge: sie gehen kaputt. Das haben ForscherInnen am Max-Planck Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt gemeinsam mit Zahntechnikern bei Belastungsanalysen an menschlichen Vorbackenzähnen herausgefunden.
Während heute bei uns ein makelloses und strahlend weißes Gebiss gefragt ist, das möglichst keine Gebrauchsspuren aufweist, zeigt die evolutionäre Geschichte unseres Gebisses, dass Abnutzung durchaus ihr Gutes hat.
„In unseren industrialisierten Gesellschaften finden wir an den Zähnen einen deutlichen Anstieg von Zahnhalsdefekten“, erklärt Ottmar Kullmer vom Senckenberg Forschungsinstitut: „Aufgrund unserer Berechnungen der Kaubelastung gehen wir davon aus, dass regelmäßig wiederkehrende Zugkräfte besonders im Zahnhalsbereich die Ursache für viele der heutigen Schmelzabsprengungen sein könnte.“
In stärker abgenutzten Zähnen hingegen verteilen sich diese Zugkräfte wesentlich besser über die gesamte Zahnkrone, sodass die Zugspannungen deutlich reduziert werden. Das haben die ForscherInnen ermittelt, indem sie die typischen Abnutzungserscheinungen an Gebissen nachstellten und dann die Belastungen ermittelten.
„Die Evolution scheint hier eine durchaus erfolgreiche Kompromisslösung zwischen Materialverlust und möglichst langem Funktionserhalt gefunden zu haben“, so Benazzi.
Da wir immer älter werden (die Zähne also möglichst noch länger halten sollten), die Zähne aber gleichzeitig weniger abgenutzt werden, muss die Zahnmedizin sich wohl was einfallen lassen. Oder aber wir essen einfach wieder häufiger ein altbackenes Brot oder eine knackige Möhre. Die optisch sichtbaren Abnutzungsspuren an unserem Gebiss müssen wir dann aber erst wieder schätzen lernen.
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 26. April 2013