Geheimnis mit Vorfreude
Menschen, die eine gute Nachricht vor dem Erzählen geheim halten, fühlen sich lebendiger
Wie haltet ihr es mit Geheimnissen oder Überraschungen? Könnt ihr sie gut für euch behalten, oder müsst ihr sie schnell loswerden, weil ihr sonst zu platzen droht? Zum Thema Geheimhaltung gibt es tatsächlich Forschungsarbeiten, und bisher wurde offenbar davon ausgegangen, dass sich "Geheimniskrämerei" negativ auf unser Wohlbefinden auswirkt. Eine aktuelle Studie der Columbia University schaute sich das nun aber genauer an und fragte, ob Geheimniskrämerei von Natur aus schlecht für unser Wohlbefinden ist, oder ob die negativen Auswirkungen eher auf das Bewahren negativer Geheimnisse zurückzuführen sind? "Negative Geheimnisse sind zwar weitaus häufiger als positive Geheimnisse, aber einige der freudigsten Ereignisse im Leben beginnen als Geheimnisse, darunter geheime Heiratsanträge, Schwangerschaften, Überraschungsgeschenke und aufregende Neuigkeiten", erklärt der Hauptautor der Studie, Dr. Michael Slepian.
Eine vor der Studie durchgeführte Umfrage unter 500 Personen ergab, dass 76 % gute Nachrichten sofort mit jemandem teilen würden. Es gab aber auch viele positive Lebensereignisse, die die Befragten lieber erst mal für sich behalten wollten, wie z. B. einen Heiratsantrag, eine gewünschte Schwangerschaft oder eine Luxusanschaffung.
In der eigentlichen Studie führten die Forschenden dann fünf Experimente mit mehr als 2 500 Teilnehmer:innen durch, um herauszufinden, was Menschen dazu motiviert, positive Geheimnisse zu bewahren, und wie es sich auf Menschen auswirkt, wenn sie ein positives oder aber ein unangenehmes oder peinliches Geheimnis bewahren.
In einem Experiment bekamen die Teilnehmer:innen eine Liste mit fast 40 häufig vorkommenden guten Nachrichten, darunter Dinge wie Geld sparen, ein Geschenk für sich selbst kaufen oder Schulden abbauen. Die Teilnehmer:innen gaben dann an, welche guten Nachrichten auf sie zutrafen und welche sie geheim halten. Einige sollten dann über die guten Nachrichten nachdenken, die sie geheim hielten, andere sollten über gute Nachrichten nachdenken, die sie nicht geheim gehalten hatten. In einer anschließenden Bewertung sollten sie angeben, wie angeregt sie sich durch die Nachricht fühlten und ob sie vorhatten, die Nachricht mit jemand anderem zu teilen.
Die Inszenierung eines Geheimnisses
Die Testpersonen gaben an, dass im Durchschnitt 14 bis 15 gute Nachrichten auf sie zutrafen, wobei sie durchschnittlich fünf bis sechs davon geheim hielten. In einem weiteren Experiment wurde den Teilnehmer:innen eine Liste mit häufig vorkommenden guten Nachrichten vorgelegt und sie wurden gebeten, die Nachricht auszuwählen, die ihnen in naher Zukunft am wahrscheinlichsten widerfahren würde. Eine Gruppe stellte sich dann vor, dass sie die gute Nachricht geheim hielten, bis sie sie ihrer Partnerin später am Tag erzählten, während eine andere Gruppe sich vorstellte, dass sie ihren Partner derzeit nicht erreichen und ihm daher erst später am Tag davon erzählen konnte. Das Ergebnis: Wenn die Teilnehmer:innen sich vorstellten, dass sie die Information zurückhalten wollten, um die Enthüllung überraschend zu machen, waren sie stärker erregt als wenn sie die Information nicht preisgeben konnten.
In einem anderen Experiment wurden die Teilnehmer gebeten, sich an ein aktuelles positives Geheimnis (ein Geheimnis, bei dem sie sich gut fühlten), ein aktuelles negatives Geheimnis (ein Geheimnis, bei dem sie sich schlecht fühlten) oder einfach an ein aktuelles neutrales Geheimnis zu erinnern. Dabei kam heraus, dass Menschen vor allem positive Geheimnisse aus inneren oder persönlichen Gründen bewahren und nicht, weil sie sich durch äußeren Druck gezwungen fühlen, die Information geheim zu halten. Im Gegensatz zu negativen oder peinlichen Geheimnissen, die oft von äußerem Druck oder Ängsten bestimmt werden, gaben positive Geheimnisse den Menschen ein belebendes Gefühl, wenn sie sich entscheiden konnten, die Information geheim zu halten, so Slepian.
"Menschen bewahren positive Geheimnisse oft zu ihrem eigenen Vergnügen oder um eine Überraschung aufregender zu gestalten. Positive Geheimnisse beruhen nicht auf äußerem Druck, sondern auf persönlichen Wünschen und inneren Motiven", sagte er. "Wenn wir das Gefühl haben, dass unsere Handlungen auf unseren eigenen Wünschen und nicht auf äußerem Druck beruhen, fühlen wir uns auch bereit, uns auf alles einzulassen, was vor uns liegt."
Menschen gäben sich manchmal große Mühe, die Enthüllung eines positiven Geheimnisses zu inszenieren, um es noch aufregender zu machen, so Slepian. "Wenn wir mehr Zeit haben - Tage, Wochen oder sogar länger -, uns die freudige Überraschung auf dem Gesicht einer anderen Person vorzustellen, haben wir mehr Zeit für diesen aufregenden Moment, wenn auch nur in unseren eigenen Gedanken.
Die Studie wurde im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 24. November 2023