Geldquelle Gemüse
Experiment: In den USA wurden Kinder fürs Obst- und Gemüse-Essen bezahlt.
Wir essen zu wenig Obst und Gemüse wird uns immer gesagt. Doch im Vergleich zu den USA scheinen hier paradiesische Zustände zu herrschen. Denn dort muss man sogar das Gesetz bemühen, um die Situation zu verbessern: An den Schulen muss zum Mittagessen auf jedem Tablett ein Schälchen mit Obst und Gemüse stehen. Insgesamt kosten diese Nahrungsmittel täglich 5,4 Millionen Dollar. Die Kinder aber werfen circa 3,8 Millionen Dollar am Tag davon in den Müll. Und trotzdem wird weiterhin Obst und Gemüse serviert, ganz egal, ob es gegessen wird oder nicht.
Forscher von der Brigham Young University und der Cornell University beobachteten die neue Regelung in drei verschiedenen Schulen und stellten fest, dass etwa 70% des Obsts und Gemüses weggeworfen wurden. Nur wenige aßen mehr von den gesunden Nahrungsmitteln als sonst.
Joe Price, Professor für Ökonomie an der Brigham Young University, meint, dass es deutlich günstigere und effektivere Wege gibt, um solch ein Ergebnis zu erreichen. So seltsam es auch klingen mag, aber die Idee ist: die Kinder dafür zu bezahlen, Obst oder Gemüse zu essen.
Diese Idee wurde auch gleich ausprobiert. Zusammen mit David Just (Cornell University) führte Price an 15 Schulen ein einwöchiges Experiment durch: Wenn die Kinder Obst aßen, bekamen sie eine Belohnung. Die konnte aus einem Nickel (ca. 4 Cent), einem Quarter (ca. 18 Cent) oder einem Los für einen höheren Preis bestehen. Die Ergebnisse waren unabhängig vom Anreiz überwiegend gleich: Der Obst- und Gemüse-Verbrauch stieg um 80% und die Menge der verschwendeten Lebendmittel sank um 33%.
Aber ist das nicht Bestechung? Auch wenn sie gut gemeint ist, so ganz richtig klingt das nicht, oder? In vielen Fällen können Belohnungen nämlich auch eine schlechte Auswirkung haben. So könnten die Kinder etwa daran gehindert werden, eine eigene Motivation zum gesunden Essen zu entwickeln, oder der sogenannte „Bumerang-Effekt“ tritt ein, die Kinder hören also auf, Obst und Gemüse zu essen, sobald es keinen Anreiz mehr gibt.
Um festzustellen, ob dieser Effekt bei den Kindern eingetreten ist, untersuchten die Forscher den Obst- und Gemüsekonsum vor und nach dem Experiment. Nach der einen Woche ging er genau auf die Menge Obst und Gemüse zurück, die auch vor dem Versuch gegessen wurde. Es gab also keine anhaltende Verbesserung, aber auch keine Verschlechterung.
Die beiden Forscher überlegen nun, das Experiment auf drei bis fünf Wochen auszuweiten und erneut durchzuführen, um eine anhaltende Verbesserung zu erzielen. Price meint: „Ich denke, wir sollten Anreizen nicht so negativ gegenüberstehen, sondern sie als Werkzeug anerkennen.“
Bleibt nur zu hoffen, dass diese "Werkzeuge" dann am Ende nicht in allen Lebenslagen eingesetzt werden müssen. Am Ende braucht es Belohnungen fürs morgens Aufstehen, fürs Anziehen, fürs zur Schule gehen, fürs Helfen, fürs Lernen und fürs Atmen ;-).
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Autorin / Autor: Jana Schaefer; Bild: LizzyNet - Stand: 20. Dezember 2013