Unter Stress geht der Griff schnell zur Tafel Schokolade – als tröstende Nervennahrung. Andere belohnen sich mit einer Zigarette, gönnen sich eine teure Shoppingtour oder einem Gammelabend vor dem Fernseher. Unter Druck hat man weniger Lust, sich auch noch über eine vernünftige und gesunde Lebensweise Gedanken zu machen: wir fallen in alte Gewohnheiten. Doch dieser „Kontrollverlust“ muss nicht immer schlecht sein. Wer sich sonst routinemäßig gesund ernährt, tut dies auch im Stress. Der Stress holt bei diesen Personen quasi das Gute hervor.

Dies fanden Wendy Wood und David Neal von der University of Southern California in mehreren Experimenten heraus. In einem der Versuche beobachteten die ForscherInnen beispielsweise Studenten im Verlauf eines Semesters. Sie fanden heraus, dass die Studenten, wenn sie sich gerade in einer Prüfungsphase befanden und unter Schlafentzug litten, häufig in alte Gewohnheiten zurückfielen, „als hätten sie nicht die Energie, etwas Neues zu tun“, sagt Wood. Diejenigen, die sich zuvor ungesund ernährten, griffen während der Prüfungsphase noch häufiger zu Junk Food. Die Gesundheitsbewussten hingegen achteten während der stressigen Zeit erst recht auf gesunde Ernährung. Auch diejenigen, die jeden Tag Zeitung lasen oder ins Fitnessstudio gingen, legten großen Wert darauf, diese Routine trotz Zeitmangel aufrecht zu erhalten. „Man sollte denken, dass Studenten im Stress und unter Zeitnot gar nicht auf die Idee kommen, die Zeitung zu lesen, aber sie verfielen erst recht in ihre Lesegewohnheiten“, sagt Wood. Für das, was man sonst regelmäßig tut, braucht man eben weniger Willensstärke und Gedankenkraft. So lassen sich zum Glück auch die „guten“ Gewohnheiten unter Druck nur schwer abstellen – zumindest wenn es nach den Beobachtungen der ForscherInnen geht.

Wen es nervt, im Stress ständig eine Tafel Schokolade nach der anderen vertilgen zu müssen, sollte also lieber in ruhigeren Phasen, wenn die Selbstkontrolle leichter fällt, seine Angewohnheiten ändern.

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