Keine Ahnung von Gesundheit

75 % der Erwachsenen haben Probleme Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und anzuwenden. Vor allem jüngere Erwachsene sind betroffen.

Versteht ihr nur Bahnhof, wenn ihr Gesundheitsempfehlungen lest oder wenn ihr im Internet nach Informationen sucht? Habt ihr keinen Schimmer, wo ihr seriöse Informationen findet? Und fällt es euch schwer, Entscheidungen zu treffen, die eure Gesundheit betreffen, weil scheinbar jede:r was anderes dazu sagt? Dann befindet ihr euch in bester, oder besser gesagt, in großer Gesellschaft. Eine aktuelle Studie der Technischen Universität München in Kooperation mit der Apotheken Umschau zeigt nämlich, dass 75% der Erwachsenen Probleme damit haben, Gesundheitsinformationen zu finden, richtig zu verstehen, kritisch zu beurteilen und anzuwenden. Vor allem das Beurteilen - was ist seriös? - fällt vielen extrem schwer.

Für die repräsentative Studie wurden von Juli bis August 2024 2.000 Personen ab 18 Jahren befragt. Darin wurde beispielsweise gefragt, wie schwierig es die Teilnehmenden finden, Informationen darüber zu finden, wie man mit psychischen Problemen umgeht (von 55% als schwierig eingestuft). Leichter fiel es, den Empfehlungen von Ärzt:innen zu folgen oder Informationen zu gesunder Ernährung und Bewegung zu finden. Insbesondere beim Umgang mit Krankheiten hatten die Befragten deutliche Probleme - etwa, wenn es darum geht die Vor- und Nachteile von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu beurteilen oder zu entscheiden, was bei einem medizinischen Notfall zu tun ist. Beim Thema Krankheitsbewältigung/Krankheitsversorgung wiesen 80,6% der Befragten eine schlechte Gesundheitskompetenz auf.

Vor zehn Jahren lag der Anteil der Menschen mit unzureichender Gesundheitskompetenz noch bei 54,3 Prozent, er hat sich seitdem also deutlich verschlechtert. Betroffen sind vor allem jüngere Erwachsene, Über-60-Jährige verfügen über eine bedeutend bessere Kompetenz. Zudem schneiden Menschen in den ostdeutschen Bundesländern besser ab als in den westdeutschen. Anders als in früheren Studien und weithin angenommen, zeigt sich dagegen kein Unterschied bei den Faktoren Bildung, Migrationsgeschichte, Einkommen und Geschlecht.

Die Studien-Autor:innen interpretieren die schlechten Ergebnisse als Weckruf: "In einer Zeit, in der automatisierte Chatbots mit gezielten Fehlinformationen arbeiten und Fake News salonfähig geworden sind, braucht es verlässliche Informationen und Rahmenbedingungen, um sich in der Infodemie zurechtzufinden“, betont Prof. Kai Kolpatzik, Chief Scientific Officer beim Wort & Bild Verlag (u.a. Apotheken Umschau).

Warum ist Gesundheitskompetenz so wichtig?

Gesundheitskompetenz bedeutet auch, dass Menschen wissen, wann sie wirklich krank sind – und wann nicht, wie Claudia Küng, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied von Health Care Bayern e.V. betont.

Denn Menschen die das nicht wissen und auch nicht wissen, wo und wie sie sich informieren können, sind häufiger und länger krank, nehmen häufiger Notfalldienste in Anspruch, werden öfter im Krankenhaus behandelt und folgen Behandlungsempfehlungen seltener. Das kostet das Gesundheitssystem viel Geld, das dann an anderer Stelle fehlt. Eine bessere Gesundheitskompetenz würde darum auch das Gesundheitssystem effizienter machen. Dafür braucht es aber verlässliche und gut verständliche Informationen, die die Menschen auch erreichen.

Die Studienautoren Prof. Orkan Okan und Prof. Kai Kolpatzik haben darum zehn Punkte erstellt, was sich ihrer Ansicht nach dringend ändern müsste. Dazu gehören unter anderem die Forderungen, dass Gesundheitsbildung stärker in Kindergarten und Schule verankert wird, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen gestärkt wird und ungesunde Lebensmittel nicht bei Kindern beworben werden dürfen. Auch müssten Menschen in medizinischen Berufen besser geschult werden, wie sie die Informationen besser kommunizieren.

Quelle

Was denkst du darüber?

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 7. April 2025