Gewaltverseucht

Studie: Filmkonsum der Eltern beeinflusst Sehgewohnheiten der Kinder

Bild: LizzyNet

Filme, die ohne eine einzige Schlägerei, Schießerei, Vergewaltigung und ohne Blutvergießen auskommen, kann man heute an einer Hand abzählen. Selbst jugendfreie Filme enthalten heute ein Vielfaches an gewalttätigen Szenen als noch vor 20 Jahren. Wie ForscherInnen des Annenberg Public Policy Centers (University of Pennsylvania) bereits in einer 2013 veröffentlichten Studie herausfanden, haben sich solche Szenen seit 1985 verdreifacht, besonders Szenen mit Waffengewalt hätten eklatant zugenommen.

Jetzt beschäftigten sie sich mit der Frage, warum das so ist und stellten fest, dass je mehr gewalthaltige Filme Eltern sehen, desto weniger Probleme hatten sie damit, auch ihre Kinder brutale Filme sehen zu lassen und die Altersfreigabe herunterzusetzen. Diese Problematik ist für die ForscherInnen deshalb von Bedeutung, weil es in den US-amerikanischen Altersfreigabegremien eben viele Eltern gibt, um die Zulassung von Filmen möglichst praxisnah zu gestalten.

Die Studie

In ihrer Studie wurden 1000 Eltern mit Kindern zwischen 6 und 17 Jahren drei Paare von Filmszenen gezeigt, die entweder Gewalt oder Sex beinhalteten. Nach der Sichtung der ersten beiden Filmausschnitte, tendierten die Eltern noch zu relativ hohen Altersfreigaben: Enthielt er eine Gewaltszene plädierten sie durchschnittlich für 16,9 Jahre, enthielt er eine Sex-Szene, schlugen sie eine Altersfreigabe mit durchschnittlich 17,2 Jahren vor.

Nachdem die Eltern dann allerdings alle sechs Filmausschnitte mit Gewalt- und Sexszenen angeschaut hatten, zeigten die Versuchspersonen plötzlich eine weitaus höhere Toleranzschwelle gegenüber den dargestellten Brutalitäten. Ihre Vorschläge für die Altersfreigaben sanken nun auf 13,9 Jahren bei Gewaltszenen und auf 14 Jahren bei Sexszenen. Je mehr Filme mit Gewalt- und Sexszenen Eltern also selbst gesehen hatten, desto eher waren sie bereit, auch ihre Kinder in früheren Lebensjahren solche Filme anschauen zu lassen.

Die Schlussfolgerung der ForscherInnen tendiert dahin, dass sich die Grenzen der Altersfreigaben für gewalthaltige Filme immer weiter nach unten schrauben werden, da heutige Jugendliche, die viel früher mit Gewalt- und Sexszenen in Filmen konfrontiert werden, später auch als Eltern in den Freigabegremien toleranter abstimmen werden. "Unsere gesamte Kultur führt zu einer Desensibilisierung gegenüber gewalttätigen Filmen - mit noch weitgehend unbekannten Folgen. Eine mögliche Konsequenz könnte die größere Akzeptanz von Waffeneinsätzen sein", so die ForscherInnen. Diese Desensibilisierung könnte darüberhinaus auch ein reduziertes Einfühlungsvermögen zur Folge haben und zu aggressiveren Reaktionen auf Konflikte führen.

Die Studie mit dem Originaltitel “Parental Desensitization to Violence and Sex in Movies" wird in der November-Ausgabe der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Pediatrics veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 29. Oktober 2014