...sonst holt dich die Polizei
Studie: Eltern lügen, dass sich die Balken biegen - aus Erziehungsgründen
Wenn du nicht lieb bist, bringt das Christkind keine Geschenke. Morgen kommt der Osterhase. Du kannst sooooo toll malen. Wenn Eltern versuchen ihre Kinder zu erziehen, lügen sie, dass sich die Balken biegen. Natürlich nur mit den besten Absichten.
Amerikanische und chinesische ForscherInnen haben in einer Gemeinschaftsstudie untersucht, wie verbreitet die Schwindelei unter amerikanischen und chinesischen Eltern ist. Wenngleich die Ehrlichkeit eine viel beschworene Tugend ist, gab die Mehrheit der befragten 114 US-amerikanischen und 85 chinesischen Eltern an, zu lügen um zu erziehen. 84% der amerikanischen und 98% der chinesischen Eltern offenbarten, dass sie ihren Kindern mindestens eine von 16 Lügen serviert hatten, die die Forscher ihnen vorgelegt hatten.
Besonders beliebt sind bei der elterlichen Flunkerei Fantasielügen wie "Die Zahnfee legt ein Geschenk unter dein Kopfkissen". Auch Lügen, um positive Gefühl zu wecken, sind unter den liebenden Eltern angesagt: da hast du aber schön Klavier gespielt (wenn es in Wirklichkeit zum Ohren zuhalten war). Häufig schwindeln Eltern auch, um ihre Kinder vor ungesundem Essverhalten zu bewahren. Da wird dann gerne mal behauptet, dass keine Süßigkeiten im Haus sind, oder der Papa gar kein Geld hat, um einen Lolly zu kaufen. Andersrum wird auch gerne behauptet, dass Kinder, die zu wenig essen, ewig klein bleiben oder nur durch mehr Gemüse groß und stark werden könnten.
*Sonst wächst dir eine Nase...*
Allerdings sind nicht alle Lügen so erkennbar gut gemeint. Nicht selten offenbart sich eine Hilflosigkeit, wenn Eltern schon behaupten müssen, dass bei diesem oder jenem unerwünschten Verhalten die Polizei kommt. Eltern behaupten besonders häufig, sie würden die Kinder alleine zurücklassen, wenn sie nicht sofort beifuß gehen. Manche drohen ihren Kindern sogar mir angeblichen körperlichen Verunstaltungen, die ihr Fehlverhalten nach sich ziehen könnte: Nicht lügen, sonst wächst dir eine lange Nase (na, wem die hier wohl wächst?). Und nicht selten gehen Eltern sogar noch weiter, indem sie die Kinder mit dem Tod bedrohen ("...sonst werfen wir dich den Fischen zum Fraß vor").
Die Forscher konnten mit ihren Befragungen zeigen, dass Lügen von Eltern kulturübergreifend eingesetzt werden. Dennoch gab es auch kulturelle Unterschiede. So betrachteten chinesische Eltern die elterliche Schwindelei grundsätzlich eher als geeignetes Mittel, um Kinder auf den rechten Weg zu bringen. Amerikanische Eltern setzen Lügen offenbar häufiger aus Verzweiflung ein, wenn sie sich anders nicht zu helfen wissen. Weil das Nein zum superteuren Spielzeug den Sprößling nicht überzeugen kann, muss eine Notlüge her: "Ich habe kein Geld, das zu bezahlen."
Wie sich die ständige Unehrlichkeit auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirkt, könnte Gegenstand weiterer Forschung sein. Den WissenschaftlerInnen zufolge ist es nämlich nicht unwahrscheinlich, dass Kinder von den typischen Drohungen ("Wenn du jetzt nicht kommst, bleibst du eben alleine hier") in ihrer Entwicklung negativ beeinflusst werden. Auch die kindliche Einstellung zur Ernährung und Biologie könnte durch die seltsamen Behauptungen der Eltern verzerrt werden ("Wenn du keine Karotten isst, wirst du blind.").
Man muss kein Forscher sein, um zu ahnen, dass es hierzulande mit der Eltern-Schwindelei nicht viel anders aussieht ("Morgen kommt der Nikolaus"). Denkt einfach mal zurück und sammelt die lange Liste von Mamas und Papas Lügengeschichten. Dann habt ihr etwas, das ihr entgegenhalten könnt, wenn sie euch mal beim Flunkern ertappen ;-).
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 25. Januar 2013