Der Roman Glück des Augenblicks von Ellin Carsta erzählt vom Erwachsenwerden der jungen Amala Hansen inmitten ihrer Familie. Die fiktive Familiengeschichte orientiert sich dabei an historischen Ereignissen der 1920er Jahre.

Ich war leider recht enttäuscht von dem Roman, vor allem, weil der Klappentext mehr an Handlung und Spannung verspricht als das Buch tatsächlich liefert und ich mich beim Lesen ein wenig gelangweilt habe. Die Charaktere, die ebenfalls recht langweilig, ohne Entwicklung und simpel gestrickt sind, konnten das nicht wett machen. Jeder Charakter hat lediglich ein Motiv beziehungsweise eine Sorge, über die er mit der Familie Hansen in Verbindung gebracht wird, und eine Tiefe oder Vielschichtigkeit sucht man hier vergebens. Am Anfang der Erzählung unterläuft der Autorin unter anderem auch ein Fehler bei dem Verwandtschaftsverhältnis der Protagonistin, was meinen Verdacht bestätigt, dass nicht viel Zeit oder Mühe in die Ausarbeitung der Charaktere geflossen ist. Unglücklich fand ich dementsprechend auch, dass Gefühle und Gedanken generell nur vom Erzähler knapp und distanziert beschrieben werden, anstatt dass der Leser Gelegenheit bekommt, sich in das Geschehen hineinzuversetzen und sich das Eine oder andere zu erschließen. Das machte es mir schwer mit den Personen mitzufühlen, mich identifizieren zu können oder Sympathie aufzubauen.

Letztendlich ist Glück des Augenblicks eine nette Geschichte, ein kurzes Buch, das man gut und ohne Anstrengung auf einer Zugfahrt lesen kann, wenn man keine hohen Erwartungen stellt. Dadurch, dass die Handlung recht simpel gehalten wird, konnte ich mir gut vorstellen, dass die Geschehnisse real sind und sich diese Familiengeschichte so zugetragen haben könnte.


Erschienen bei Tinte & Feder