Goldene Steine von Cornelia Franz - ein Plädoyer für die Menschlichkeit, aufbereitet für uns alle, die das lesen. Die junge Zukunft.
Stellt euch vor, ihr wärt zwar nicht jüdisch-orthodox, könntet aber öffentlich nicht zu dem Teil stehen, der euch, eure Familie, euer Leben geprägt hat und es immer noch tut. Wie schlimm wäre das, oder? Nur weil manche Menschen den Begriff Toleranz nach dem 2.Weltkrieg noch nicht ganz gelernt und verinnerlicht haben, müssen andere heutzutage immer noch darunter leiden, sei es unter ständiger Angst vor Gewalt und Anfeindungen. Das ist Realität. Auch 2024.
Genau das erfährt Nikolai in dem Buch "Goldene Steine" von Cornelia Franz, einer der drei jungen Hauptprotagonist:innen. Sein späterer Buddy Leon wird von zwei Fremden auf offener Straße zusammengeschlagen. Brutal. Aus dem nichts. Aber wieso? Etwa, weil er diesem Mann kürzlich diese "komische Käppi" vom Kopf geschnappt und aufgesetzt hat, ohne zu begreifen, was abgeht?
Nikolai ist sich ziemlich sicher, dass ihm als jüdischgläubiger Mensch dieser Eingriff galt, genauso wie Yara, die Dritte im Bunde, die vor einem Haus mit lauter Stolpersteinen wohnte. Wisst ihr, diese goldenen Steine, die an die dunkle NS-Zeit erinnern sollen und über die wir alle sicher schon mal drüber geschlendert sind? Genau die.
Diese drei finden aus unterschiedlichen Gründen zusammen, und kommen Stück für Stück der Wahrheit näher, wo auf einmal noch andere Werte eine Rolle spielen… nicht nur die oben erwähnte Toleranz. Auch Freundschaft, gegenseitige Rücksichtnahme, Empathie… lange Liste, ihr merkt schon.
Mein Fazit: gelungen. Als ich dieses Buch auswählte, wusste ich nur, dass ich etwas politisches, für Jugendliche aufbereitetes lesen wollte, und meine Erwartungen wurden erfüllt. Ich fühlte mit, mit allem was geschah, und las in einem, sogar für mich (das will was heißen!) noch schnelleren Rausch durch. Einfach, weil es mich gepackt hat. Ich empfehle es euch allen komplett, mit einer kleinen Anmerkung. Ich würde nicht sagen, dass in diesem Buch Alkohol verherrlicht wird, nein (!), aber im zarten Alter von 13 halte ich es doch für ungewöhnlich und nicht unbedingt erstrebenswert, (harte) Alkoholika zu trinken. Das hätte ich der Autorin geraten, lieber etwas zu reduzieren, da mich der Alterszusammenhang doch leicht gewundert hat.
Dennoch würde ich alle, die das hier lesen, auffordern, auch dieses Buch in die Hand zu nehmen und somit das wirklich nicht vorstellbare Leiden im zweiten Weltkrieg, insbesondere der dortigen Minderheiten, nicht und niemals zu vergessen! Lasst uns in Zukunft vor den Stolpersteinen innehalten, den dort Gewidmeten gedenken und alle zusammen etwas dafür tun, dass nie wieder solche Gewalt und solcher Schrecken möglich werden. Denn ich glaube daran, dass wir alle die Kraft haben, etwas zu verändern - sei es mit Büchern oder Worten oder sonst was…
Malala sagte einmal "Ein Kind, eine Lehrkraft, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern.“
Erschienen bei Carlsen
Autorin / Autor: Julika - Stand: 15. Februar 2024