Der Jugendroman "Gras unter meinen Füßen“, geschrieben von Kimberly Brubaker Bradley, thematisiert die Geschichte der neunjährigen Ada, die ihr ganzes Leben lang in der Londoner Wohnung ihrer Mutter versteckt wurde, bis sie schließlich mit ihrem Bruder wegen des Krieges aufs Land flüchtet und dort ein komplett neues Leben beginnt.
Ada kommt mit einem Klumpfuß zur Welt. Einem schrecklichen Fuß, mit dem man sie vom Rest der Menschheit fernhalten müsse, so erklärt ihr ihre Mutter, mit der sie in London wohnt, den Grund, warum sie nie die Wohnung verlassen darf.
Ihr einziger sozialer Kontakt ist ihr kleiner Bruder Jamie, der die Wohnung verlassen darf. Ada kann nicht laufen, sie darf das Gemeinschaftsklo im Hausflur nicht nutzen und wird oft von ihrer Mutter in einen dunklen und stinkenden Raum unter der Spüle gesperrt.
Eines Tages erfährt Ada von Jamie, dass er ebenso wie viele andere Kinder der Stadt aufs Land verschickt würde, um besser vor dem sich ausbreitenden Krieg geschützt zu sein.
Kurzerhand beschließt Ada am Verschickungstag mit ihrem Bruder zusammen zum Treffpunkt an der Schule zu gehen. Sie gehen frühzeitig los, weil Ada fast den kompletten Weg robben muss. Sie hat sich die Schuhe ihrer Mutter geklaut und ein paar Meter laufen gelernt, doch die gesamte Strecke ist zu weit. Bei ihrer Mutter, die sie ihr Leben lang nicht aus dem Haus gelassen hat, verabschiedet sie sich nicht.
Ada und Jamie werden mit den anderen Kindern per Zug in eine Halle in einem ländlichen, südlich gelegenen Dorf gebracht. Dort kommen Familien aus der Umgebung hin, schauen sich die Kinder an und entscheiden, welche Kinder sie bei sich zu Hause aufnehmen möchten.
Ada und Jamie bleiben über. Keiner will sie bei sich aufnehmen, weil sie kaputte Kleidung und verfilzte Haare haben und Ada nicht richtig laufen kann. Die Organisatorin bringt die beiden zu einem großen Haus, in dem eine etwas ältere Dame lebt. Hier sollen sie fortan wohnen. Susan, die ältere Dame ist zuerst gar nicht begeistert und will die beiden nicht bei sich behalten. Doch mit der Zeit werden die drei ein wunderbares Team. Im Verlauf schreitet der Krieg immer weiter voran. Ada und Jamie haben sich gut bei Susan eingelebt. Sie sind mittlerweile nicht mehr unterernährt, gesund, dürfen sich regelmäßig waschen und haben vernünftige Kleidung. Jamie hat eine Katze und Ada hat mit Krücken laufen und sogar reiten gelernt. Die beiden bleiben auch bei Susan, als viele Kinder schon wieder zurück nach London gehen, weil es auch auf dem Land nicht mehr sicher sei.
Mehrfach versucht Susan, Kontakt zur Mutter der beiden Kinder aufzunehmen, um ihr Einverständnis zur OP von Adas Fuß zu bekommen. Eines Tages, nachdem sich die Angriffe verschärft hatten und Ada, Jamie und Susan regelmäßig in den Bunker müssen, steht auf einmal ihre Mutter vor Susans Tür. Sie will die beiden mitnehmen. Nicht, weil sie sie vermisst, sondern weil sie auf keinen Fall ihr Einverständnis zur Operation geben will und Ada genauso, wie sie es vor der Verschickung auch gehandhabt hatte, weggesperrt gehöre. Als sie mit ihren Kindern zurück in der Wohnung in London ist, nimmt sie Ada auch die Krücken zum Laufen weg, sodass sie fortan wieder robben muss. Jamie und Ada wollen unbedingt zu Susan zurück, der sie vertrauen, und bei der Ada ein freies und selbstbestimmtes Leben hat.
Als ihre Mutter arbeiten ist, schlichen sie sich aus dem Haus. Relativ zeitgleich kommt es zu einem Luftalarm und sie schaffen es nicht rechtzeitig in den Bunker. Beide sind verletzt, überleben aber dank der Hilfe Fremder, die sie in den Bunker zerren. Nach dem Angriff irren sie durch die zerstörten Gassen Londons, bis sie eine Stimme hören, die Susan ähnlich klingt und sie ist es. Susan nimmt beide Kinder wieder mit zu sich nach Hause, doch als sie dort ankommen, ist das Haus komplett zerstört….
Ich persönlich habe den Roman als sehr fesselnd erlebt, da einen Adas Schicksal sehr berührt. Man erfährt viel über die Umstände, in denen die Kinder während der Kriegszeit aufwachsen mussten.
Zudem finde ich es einfach erschreckend, wie Adas Mutter mit ihrer Tochter umgeht und man freut sich umso mehr, als sie dann bei Susan ein freies und selbstbestimmtes Leben führen darf, und dass sie endlich jemanden hat, der sich für ihre Belange einsetzt.
Es wird gut sichtbar, wie eng das Verhältnis zwischen Jamie und Ada ist und dass die beiden einen festen Willen haben, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen. Bewundernswert ist auch, dass Ada, obwohl Jamie von ihrer Mutter immer bevorzugt wurde, stets zu ihrem kleinen Bruder hält und alles für ihn tun würde.
Lehrreich ist es zudem, dass man anhand der Geschichte, dass Ada trotz ihres nicht operierten Klumpfußes laufen lernt. Dass sie sich allgemein durch alle Widrigkeiten mit ihrer Mutter, ihre Traumata und den Krieg kämpft. Man merkt, dass man mit einem festen Willen und Kontinuität alles schaffen kann.
Ebenso wird deutlich, wie Gastfreundlichkeit, Vertrauen und ein liebevolles Umfeld, wie Susan es Jamie und Ada bietet, dazu beitragen, dass Kinder unbeschwert aufwachsen können und das nötige Selbstvertrauen entwickeln.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ich den Roman auf jeden Fall weiterempfehlen würde und zwar durchaus auch an Erwachsene, da man durchaus interpretationsmäßig einiges daraus mitnehmen kann.
Erschienen bei dtv
Autorin / Autor: Anna B. - Stand: 9. September 2024