Große Angst vor kleinem Pieks?

Nadelphobie ist offenbar weiter verbreitet als gedacht

Kriegt ihr die Krise, wenn ihr zur Blutabnahme, zur Impfung oder einer medizinischen Behandlung müsst, bei der Spritzen oder Nadeln im Spiel sind? Dann befindet ihr euch offenbar in größerer Gesellschaft als gedacht. Einer aktuellen Studie von Kimberly Alsbrooks aus den USA und Klaus Hoerauf von der MedUni Wien zufolge leiden nämlich über 60 % der Erwachsenen unter einer mehr oder weniger ausgeprägten Nadelphobie. Für die Untersuchung wurden weltweit 2.098 Erwachsene zu verschiedenen Themen rund um die "Nadel" befragt. Sie sollten unter anderem angeben, wieviel Angst sie vor Spritzen hätten, ob sie jemals medizinische Behandlungen deswegen vermieden hätten und wie sie ihre eigene Schmerztoleranz einschätzen.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass überraschend viele sich selbst eine Nadelphobie diagnostizierten. 63,2 % gaben an, darunter zu leiden und bewerteten die Intensität ihrer Angst auf einer Skala von 0 (keine Angst) bis 10 (sehr starke/unvernünftige Angst oder Vermeidung) mit durchschnittlich 5,7.
Allgemeine Ängste (96,1 %) und Schmerzen (95,5 %) waren die häufigsten Gründe für die Angst vor Nadeln. Von den Teilnehmenden mit Nadelphobie gaben 52,2 % an, Blutabnahmen zu vermeiden, gefolgt von 49,0 % bei Blutspenden und 33,1 % bei Impfungen.

Rund ein Viertel von ihnen hatte deswegen sogar Therapeut:innen aufgesucht, doch die meisten haben nie Hilfe in Anspruch genommen. Die Mehrheit hat ihre Ängste mit Krankenschwestern (61,1 %) oder Ärzt:innen (44,4 %) geteilt, deren Antworten wurden aber in den meisten Fällen nicht für hilfreich erachtet.
Die Forschenden folgern, dass das Thema stärker in den Blick genommen werden müsse, schließlich leidet darunter eine optimale Versorgung von Kranken, weil Nadeln in praktisch jeder medizinischen Versorgung von der Blutabnahme über Impfungen bis zur OP-Vor- und Nachbereitung und Behandlung verschiedener Krankheiten eine große Rolle spielen.
Helfen würden den Befragten zufolge die Verwendung nicht-invasiver Alternativen (94,1 %) und kleinerer Nadeln (91,1 %). Außerdem könnten Ablenkung (92,1 %) und Entspannungstechniken (91,7 %) helfen, die Angst zu verringern.

Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin PLOS ONE (https://doi.org/10.1371/journal.pone.0276814) veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung