Gruppenscan

Studie zeigt, dass wir in einer halben Sekunde die Eigenschaft einer Gruppe einschätzen können

Ist euch schonmal aufgefallen, dass wir blitzschnell in der Lage sind, die Eigenschaften einer Menschengruppe zu erfassen? Damit ist nicht eine automatische Gesichtserkennung gemeint, sondern eher die Einschätzung, ob eine Gruppe sympatisch, aggressiv oder neutral ist. Neuere Forschungsergebnisse der University of California, Los Angeles (von UCLA) zeigen, dass wir binnen einer halben Sekunde sogar das Geschlechterverhältnis einer Gruppe wahrnehmen und entscheiden, ob die Gruppe bedrohlich ist oder nicht. Dabei sind unsere Schätzungen über die Anzahl der Gruppenmitglieder sogar ziemlich genau.

*Warum ist es wichtig zu wissen, wie groß eine Gruppe ist?*
Abschätzen zu können, wieviele Personen sich in einer Gruppe befinden, und wer das ist, sei wichtig, so die Forscher_innen, denn offenbar neigen wir dazu, Gruppen bedrohlicher zu finden als eine einzelne Person. "Ein solches Urteil hat Einfluss darauf, ob wir Gruppen für feindlich oder freundlich halten", erklärt der Hauptautor Nicholas Alt, Psychologie-Absolvent an der UCLA. "Wenn Sie zum Beispiel einen öffentlichen Park betreten, nehmen Sie schnell wahr, wieviel Männer und wieviel Frauen dort sind. Und wenn dort nur Männer oder die Mehrheit Männer sind, würden Sie die Gruppe eher als bedrohlich einschätzen."

Aus anderen Forschungszweigen ist bekannt, dass bereits ein kurzer Blick in ein Gesicht ausreicht, um wahrzunehmen, welche Hautfarbe, welches Geschlecht und welche emotionalen Zustände (z.B. Glück oder Angst) das Gegenüber hat. In der realen Welt treffen Menschen aber eher auf Gruppen und nicht nur auf Einzelpersonen. Wie werden Wahrnehmungen, die auf individueller Ebene gemacht werden, in Begegnungen mit Gruppen übersetzt? Das wollten Alt und seine Kollegen verstehen.

Alt und seine Kollegen führten drei Studien durch, um zu ermitteln, wie schnell die Menschen Unterschiede in Gruppen erkennen und maßen die Genauigkeit der Wahrnehmungen. Dabei zeigte sich, dass die Studien-Teilnehmer_innen in 500 Millisekunden das Verhältnis von Männern zu Frauen in einer Gruppe einschätzen konnten und dass sie Gruppen als bedrohlicher bewerteten, je mehr Männer in der Gruppe waren.

In einem nächsten Schritt wollen die Forscher_innen nun herausfinden, ob es Möglichkeiten gibt, die Wahrnehmung von Gruppen zu manipulieren, und wie das den Zusammenhalt einer Gruppe beeinflusst. Sie testen auch, ob visuelle Hinweise auf Männlichkeit und Weiblichkeit mit rasanter Geschwindigkeit wahrgenommen werden und wie sich das auf gesellschaftliche Werturteile auswirkt.

Die Untersuchungen wurden durchgeführt von Nicholas Alt (UCLA), Brianna Mae Goodale (UCLA), David J. Lick (New York University) und Kerri Johnson (UCLA). Die Ergebnisse erscheinen in der Zeitschrift Social Psychological and Personality Science.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung