Halbe Helden
Autorin: Erin Jade Lange
übersetzt von Jessika Komina und Sandra Knuffinke
ab 14 Jahren
„Halbe Helden“ ist der zweite Roman der Autorin Erin Jade Lange. Lange lebt mit ihrem Mann in Arizona, wo sie tagsüber als Journalistin tätig ist. In ihren Romanen versucht sie, Erfahrungen aus ihrer journalistischen Arbeit zu verarbeiten. Vor allem geht es dabei um aktuelle Themen und deren Einfluss auf Jugendliche. So beschäftigte sich ihr erster Roman mit Übergewicht, Suizid und Cybermobbing. In ihrem Roman „Halbe Helden“ geht es hingegen um Freundschaft und Familie, aber auch um Gewalt und Vorurteile.
Dane ist das, was man im Allgemeinen einen Schlägertyp nennt. Wer ihn reizt oder dumm von der Seite anmacht, der endet schon mal mit einer gebrochenen Nase. Deshalb steht Dane auch kurz davor, von der Schule zu fliegen. Doch selbst Dane hat seine Prinzipien – Mädchen schlägt er nicht, genau wie Behinderte. Als gegenüber ein Junge mit Down Syndrom einzieht, wird Danes Selbstbeherrschung auf eine harte Probe gestellt: Denn sein neuer Nachbar, Billy, hat den festen Vorsatz, sich mit Dane anzufreunden. Während Dane am liebsten seine Ruhe hätte, schafft es Billy, einen Deal mit dem Disziplinarrat der Schule auszuhandeln: Solange sich Dane als Mentor und Beschützer um Billy kümmert, wird er nicht von der Schule verwiesen.
Widerwillig stimmt Dane zu. Schon kurze Zeit später bereut er seine Entscheidung jedoch: Billy will nicht verteidigt werden, er will selbst kämpfen lernen. Außerdem braucht er Hilfe bei der Suche nach seinem Vater, der ihn und seine Mutter vor einiger Zeit verlassen hat. Billys einzige Spur ist ein Atlas mit lauter kleinen Rätseln als Hinweise. Zwar wird Dane die Sache schnell zu bunt, doch einen Weg zurück gibt es nicht – denn Billy weiß, was für Dane auf dem Spiel steht und auch wenn er das Wort „Erpressung“ nicht genau versteht, so weiß er doch, wie es funktioniert.
So entwickelt sich im Laufe der Zeit eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen Dane und Billy, die gemeinsam in allerhand Schwierigkeiten geraten. Dabei kommt Dane immer wieder an seine Grenzen, denn er löst seine Probleme in der Regel mit Gewalt, nicht mit Worten. Genau das fordert Billy aber. Und er stellt Fragen, sehr viele Fragen: „Und sie sagt, er weiß nicht wie man liebt, aber das ist ja Blödsinn, weil, woher weiß man denn schon, wie man jemanden lieben soll? Man liebt doch einfach los, oder nicht?“ (S. 161). Fragen, die nicht nur Dane zum Nachdenken anregen.
Dane, die Hauptfigur des Buches, war mir auf Anhieb sympathisch. Zwar ist er manchmal gewalttätig, doch nie ohne Grund. Er reagiert stets auf Provokationen und hat ein ausgeprägtes Fairnessempfinden. Deshalb setzt er sich auch für Schwächere, wie zum Beispiel Billy, ein. Billy ist sehr ehrlich, auch wenn es ihm manchmal an sozialer Kompetenz mangelt. Dadurch entstehen kleinere Konflikte zwischen Dane und ihm, die ihrer wachsenden Freundschaft eine gewisse Würze verleihen. Der Autorin gelingt es, Billys Schwierigkeiten im Alltag authentisch darzustellen. Auch insgesamt wird der Alltag von Billy und Jane realistisch wiedergegeben, wodurch ich mich gut in die Geschichte einfinden konnte. Von Anfang bis Ende gibt es keine längeren Passagen ohne Handlung, wodurch das Buch angenehm zu lesen ist, ständig passiert etwas, das die Spannung aufrechterhält. Insgesamt ist „Halbe Helden“ ein interessantes Jugendbuch, das einerseits unterhaltsam zu lesen ist, andererseits auch eine wichtige Geschichte aus dem Bereich Inklusion erzählt.
*Erschienen bei magellan*
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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 20. Juli 2015