Haltbare Wörter

Warum manche Begriffe Jahrhunderte überdauern und andere einfach lautlos sterben

Während wir jedes Jahr das Wort, Unwort oder Jugendwort des Jahres küren, feiern wir dabei auch, wie sich Sprache verändert und wie neue Wörter für aktuelle Wirklichkeiten gefunden werden. So manch ein Begriff bleibt dabei auf der Strecke und ist nur noch in alten Büchern, Zeitschriften oder sonstigen Druckwerken zu finden. Manche Wörter wie zum Beispiel „Sex“ bleiben allerdings über Jahrzehnte im Wortschatz verankert. Warum das so ist, untersuchte nun eine Studie von Professor Thomas Hills, Professor für Psychologie an der University of Warwick.

Im ersten Teil der Studie wurde ein Experiment zum Geschichtenerzählen durchgeführt, bei dem mehr als 12.000 Personen gebeten wurden, eine Sammlung von Tausenden von Kurzgeschichten mit durchschnittlich 200 Wörtern nachzuerzählen. Für den zweiten Teil der Studie analysierte das Team aus Psycholog:innen dann Millionen von Wörtern aus Belletristik- und Sachbüchern, Zeitungen und Magazinen, und zwar über zwei Jahrhunderte hinweg - von 1800 bis zum Jahr 2000.

Konkret und mit Reiz

Dabei stellte sich heraus, dass die Wörter mit der stärksten bleibenden Kraft jene sind, die schon früher im Leben gelernt wurden oder Begriffe, die mit etwas assoziiert werden, was Menschen sehen oder sich vorstellen können, also so genannte "konkrete" Wörter. So sei zum Beispiel das Wort "Katze" konkreter als "Tier", und dies wiederum ist konkreter als der Begriff "Organismus". Außerdem blieben Wörter mit einem gewissen Reiz wie zum Beispiel "Sex" oder "Kampf" auch länger im Wortschatz verankert.

Die Wissenschaftler:innen vermuten, dass diese Ergebnisse Aufschluss darüber geben, wie das menschliche Gehirn Informationen verarbeitet und filtert - ein Prozess, der als "kognitive Auswahl" bekannt ist. Dies sei in der heutigen Welt, in der viele verschiedene Informationen und Medien ständig um unsere Aufmerksamkeit konkurrieren, von entscheidender Bedeutung.

Kognitive Selektion

"Sprachen verändern sich durch soziale, kulturelle und kognitive Einflüsse. Informationsumgebungen entwickeln sich aufgrund von Kriegen, Krankheiten, Bevölkerungsveränderungen und technologischen Innovationen weiter", erklärt Thomas Hills.
Unser Verstand bleibe jedoch relativ stabil und könne dauerhaftere Wirkungen auf die Entwicklung unserer Sprache ausüben. Diese kognitive Selektion beeinflusse, was sich auf einem Informationsmarkt durchsetzen wird, so der Psychologe.

Die Studie mit dem Titel How cognitive selection affects language change wurde in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht. https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2220898120

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 9. Januar 2024