Handschrift bleibt im Kopf
Studie: Warum Computer in Schule und Uni nicht immer von Vorteil sind
Wer fortschrittlich ist, verzichtet auf Stift und Papier und hackt in Vorlesungen und im Unterricht alles in den Laptop oder das Tablet. Dann ist es ordentlich lesbar, gespeichert und abrufbar. Nur - landet es dann auch in unserem körpereigenen Speichermedium, unserem Gedächtnis?
ForscherInnen der Princeton University kamen aufgrund persönlicher Erfahrungen auf die Idee, in einer Reihe kleiner Studien mal genauer zu untersuchen, wie gut wir eigentlich behalten können, was wir am Computer - oder aber per Hand auf einem altmodischen Notizblock - so mitschreiben. Pam Mueller und ihrem Kollegen Daniel Oppenheimer war aufgefallen, dass Computermitschriften nicht unbedingt mit Verständnis einhergehen. Manchmal schreibt man nämlich einfach stumpf mit, ohne im Geringsten zu verstehen, worum es überhaupt geht. Auf der anderen Seite hatten sie bei handschriftlichen Notitzen plötzlich das Gefühl, mehr verstanden und behalten zu haben.
In Versuchen mit Freiwilligen überprüften sie nun ihre Vermutungen. Zunächst sollten 65 Collegestudentinnen sich Videos von Vorträgen zu interessanten, aber eher unbekannten Themen ansehen und dabei Notizen machen - ein Teil handschriftlich, ein Teil am Laptop. Nach einer Ablenkungsphase wurden die TeilnehmerInnen dann zu den gesehenen Inhalten befragt, wobei sowohl reines Faktenwissen als auch das tiefere Verständnis abgefragt wurde.
Es zeigte sich, dass die Notizen der Laptop-SchreiberInnen mehr Wörter enthielten und insgesamt mehr wortwörtliche Übereinstimmungen mit dem Original zeigten als bei denen, die per Hand mitgeschrieben hatten. Insgesamt schnitten zwar die am besten ab, die am meisten Inhalte verewigt hatten, aber nur dann, wenn die Notizen nicht allzu viel wörtliche Übereinstimmung mit dem Original aufwiesen. Vor allem bei den Verständnisfragen schnitten die O-Ton-SchreiberInnen schlecht ab. Das hirnlose Mitschreiben von Gehörtem scheint also nicht unbedingt auch den Weg zu einem tieferen Verständnis zu sein.
Die Handschreiber schnitten auch dann besser ab, wenn alle TeilnehmerInnen erst nach einer Woche wieder befragt wurden und dazwischen die Gelegenheit hatten, die Mitschriften noch einmal durchzugehen.
Die ForscherInnen glauben, dass die Mitschrift per Hand möglicherweise einen besseren Verarbeitungsprozess begünstigt. Es wird stärker ausgewählt, was überhaupt mitgeschrieben wird, während der Computer offenbar dazu verführt, das Hirn auf Autopilot zu stellen und nur die Hände ihre Arbeit verrichten zu lassen.
Die ForscherInnen plädieren nun jedoch nicht dafür, zu Schiefertafel und Griffel zurückzukehren. Vielmehr regen sie an, das eigene Mitschriftverhalten zu beobachten und genau zu überlegen, auf welche Weise man selbst am besten Informationen versteht und behält. Denkbar wäre ja auch, mithilfe spezieller Stifte die Handschrift direkt in den Computer zu übertragen, wenn man es denn unbedingt im Computer haben will.
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Autorin / Autor: Redaktion / - Stand: 28. Mai 2014