"Hanna beginnt im Regen. Sie hört auch im Regen wieder auf, später, nicht jetzt, kein Grund zur Eile." So lauten die ersten Sätze in "Hannas Regen" von Susan Kreller und schon in ihnen kann man die Ungewissheit, die dieses Buch ausmacht, finden.
Josefin ist die Sorte Mädchen, die lieber erst niemandem in die Augen schaut, damit sie nicht sieht, wie sie von ihnen angeschaut wird. Sie ist das Mädchen ohne Spitznamen und das Mädchen, das niemanden in der Schule interessiert. Bis Hanna in ihr Leben kommt. Hanna, die plötzlich neben ihr sitzt und nicht mit ihr redet. Hanna, die nicht auf ihren Namen reagiert und immer ein altes Buch bei sich hat. Hanna, die Josefin ihren ersten Spitznamen überhaupt gibt.

Das Buch wirft die Frage auf, was eine Person ausmacht, wenn nichts an ihr bestehen bleibt, wenn sie ihren Namen, ihre Identität und alles andere ändert. Ist sie dann überhaupt noch dieselbe Person? Es handelt von der starken Freundschaft zweier Mädchen, die weder einander noch sich selbst wirklich kennen.

"Hannas Regen" ist spannend und lässt den Leser bis zum Ende im Ungewissen. Es fällt leicht, sich mit Josefin zu identifizieren, nicht zuletzt aufgrund des Schreibstils, den die Autorin für die inneren Monologe wählte. Das Buch ist stark zu empfehlen, den Leser:innen muss aber bewusst sein, dass sie hier keine Actiongeschichte, sondern eine Geschichte über Freundschaft und das Erwachsenwerden erwartet.


*Erschienen bei Carlsen*