Heim-EM: Mehr als nur ein Spiel

Fußballfans aus ganz Europa kommen in Deutschland zur Europameisterschaft zusammen und schließen neue Freundschaften.

Die Europameisterschaft in Deutschland ist in vollem Gange und die deutschen Städte sind gefüllt mit Fußballfans aus ganz Europa, die zusammen das Turnier genießen möchten. Da in meiner Stadt Köln auch einige der Spiele ausgetragen werden, sind hier besonders viele Fans unterwegs. Ich bin zwar ein Fußballfan und gehe auch gerne mal ins Stadion, gucke aber natürlich normalerweise nicht jeden Tag Fußball. Jetzt in der Europameisterschaft freue ich mich besonders, dass ich endlich auch viele meiner Freundinnen zum Mitfiebern bringen kann, denn besonders den gemeinschaftlichen Aspekt am Fußballgucken mag ich sehr.

Zusammen anstoßen

So dient der Fußball direkt als garantiert geteiltes Interesse, durch das man schnell mit Menschen ins Gespräch kommt. Auch ist die Stimmung viel ausgelassener und die Menschen wirken offener als sonst. Neulich habe ich mit einer Freundin beim Public Viewing ein irisches Pärchen kennengelernt, die nur für die EM angereist waren, wir verstanden uns auf Anhieb gut, zeigten ihnen Köln und haben sogar Nummern ausgetauscht. Wenn Deutschland es ins Finale schafft, wollen sie unbedingt wiederkommen, da es ihnen hier so gut gefallen hat. Außerhalb der Europameisterschaft hätten wir uns vermutlich nie kennengelernt.

Ich habe auch selbst gesehen wie einige Kölner versuchten, den englischen Fans die kölschen Zehn Gebote näherzubringen. Auch die Liebe zum Kölsch und die richtige Art damit anzustoßen wurde vermittelt. Wenn viele Fans Sprichwörter, Traditionen und landesspezifische Eigenheiten teilen, wird der kulturelle Austausch zwischen den Ländern angeregt und auch das gegenseitige Verständnis gesteigert.

Ein interessantes Beispiel dafür ist die Fanfreundschaft, die sich zwischen vielen Deutschen und Schotten entwickelt hat. Diese Freundschaft basiert auf gegenseitigem Respekt und einem gemeinsamen Spaß am Fußball. Auch nach dem Ausscheiden Schottlands hoffen viele, dass diese neu entstandenen Verbindungen bestehen bleiben, Tausende unterzeichneten bereits eine Petition um zwischen den beiden Ländern ein jährliches Freundschaftsspiel zu fordern. Die Schotten haben durch ihre gutgelaunten und freundlichen Fans bei vielen Deutschen tiefen Eindruck hinterlassen. Dies zeigt, wie effektiv der Fußball als Mittel des kulturellen Austauschs und der Imageverbesserung sein kann.

Fußball trifft Kultur

Die Europameisterschaft soll außerdem die europäische Gemeinschaft stärken. Meine Hoffnung dabei ist es, dass die Heim-EM nicht den Nationalismus, sondern das Verständnis für andere Länder und Kulturen steigert. Die Heim-EM kann auch als Aufhänger für weitere Gespräche rund um ein geeinteres Europa dienen.
In ganz Deutschland sind rund um die EM auch über 300 kulturelle Veranstaltungen geplant, die die Euphorie des Fußballs nutzen sollen, um auch gesellschaftlich wichtige Themen in den Fokus zu rücken. Besonders in Schulen wird die Europameisterschaft als Aufhänger für die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Ländern genutzt, so sollen diese den Kindern nähergebracht werden.

Sport als Hoffnungsträger

All diese Punkte sind zwar nur Trostpflaster im Gesamtkontext der aktuellen politischen Lage in Europa, doch man kann nur hoffen, dass die neu geschlossenen Freundschaften ein Gemeinschaftsgefühl etwas bestärken können.
Letztlich zeigt die Europameisterschaft, dass Sport mehr als nur ein Spiel sein kann. Er kann Brücken bauen und Menschen zusammenbringen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären. In einer Zeit, in der Europa vor vielen Herausforderungen steht, ist dies ein kleines, aber wichtiges Zeichen der Hoffnung und des Zusammenhalts.

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Autorin / Autor: Martha - Stand: 28. Juni 2024