Heir
Autorin: Sabaa Tahir
Aus dem Amerikanischen von Christel Kröning, Hanna Christine Fliedner, Christopher Bischoff
Sabaa Tahirs neue Fantasy-Dilogie führt zurück in die Welt von »An Ember in the Ashes«. Die neue Reihe kann unabhängig gelesen werden, aber es hilft enorm und macht auch Spaß, wenn man die Vorgeschichte kennt. In "Heir" folgen wir den Wegen der nächsten Generation: Elias Ziehsohn Quil und seinem besten Freund Sufyan - der Sohn von Elias und Laia, Sirsha, eine hartgesottene jungen Fährtenleserin, die von ihrem Stamm verstoßen wurde und über sehr hilfreiche magische Kräfte verfügt und Aiz, ein ehemaliges geschundenes Waisenkind mit Rachegelüsten. Die Wege der drei kreuzen sich im Laufe der Zeit und dabei kommt es zu verhängnisvollen Verwicklungen und - Liebe. Über den Inhalt möchte ich gar nicht allzu viel verraten, außer dass es natürlich darum geht, einer wirklich, wirklich bösen Kraft das Handwerk zu legen. Auf der schicksalshaften Odyssee der drei Protagonist:innen kommt es zu schrecklichen Vorfällen, Gefahr und erschütterndem Verrat, zu unverhoffter Liebe und zur Aufklärung grausamer Verbrechen, die Laias und Elias Familie traumatisiert haben. Wer am Ende dahintersteckt, ist eine riesige finstere Überraschung, ein Twist, den man durch einen Kniff in der Romanstruktur absolut nicht kommen sieht.
Elias & Laia tauchen übrigens ebenfalls in dem Buch auf, jedoch eher als Nebenfiguren, die zwar eine Rolle spielen, aber nicht viel sagen oder nur indirekt zum Geschehen beitragen. Gegen Ende zeichnet sich aber ab, dass sie nochmal mehr in die Mitte des Geschehens rücken könnten. Man darf also gespannt sein.
Das Buch konnte mich schnell in seinen Bann ziehen. Es besticht durch vielschichtige Charaktere, knallharte Frauenfiguren und eine düstere, aber sehr atmosphärisch beschriebene Welt, in der sie zurechtkommen müssen. Dabei geht es auch mal brutal und finster zu, Krieg, Gewalt und Tod sind allgegenwärtig, auch wenn hier immer wieder eine zart aufkeimende Liebe mitten in der schlimmsten Gefahr ihr Lichtlein ausbreitet. Es überwiegt im Romangeschehen also eher der Kampf gegen das Böse als ausufernde romantische Szenen, auch wenn die Liebe schlussendlich in jeder Hinsicht das Zünglein an der Waage ist. Mir hat das gut gefallen, denn wenn es auch um große Gefühle geht, bleibt es weitestgehend kitschfrei. Auch Spannung ist gegeben, ich wollte immer wissen, wie es weitergeht, auch wenn es für mich kein Buch war, durch dass ich nur so geflogen bin. Ich konnte es auch mal weglegen, aber das ist bei etwas komplexeren Büchern ja auch gut. Tahir verzichtet auf diese Art von Elementen, die für einen schnellen Thrill sorgen (und schnell wieder vergessen werden), sondern lässt das Geschehen in einem gemäßigten Tempo ablaufen. Also nicht nur slow burn romance, sondern auch eher gemächlich ansteigende Spannung, die aber doch bei der Stange hält.
Ich habe es dennoch sehr gerne gelesen und diesen ersten Teil als sehr mitreißend empfunden. Natürlich gibt es einen kleinen Cliffhanger zum Schluss, aber glücklicherweise von der Art, dass Band 1 trotzdem ein zufriedenstellendes Ende hat und einen nicht auf dem Höhepunkt der Spannung in eine einjährige Wartezeit fallen lässt. Danke dafür!
Alles in allem also ein absolut empfehlenswerter atmosphärisch-düsterer Fantasyroman mit starken Frauenfiguren, echten Gefühlen und tiefgründigem gesellschaftlichen Themen im Gepäck. Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil!
Erschienen bei cbj
Autorin / Autor: luthien - Stand: 7. April 2025