Her mit den fairen Bioklamotten!
Anlässlich der Berliner Fashionweek: Die Plattform EcoTopTen bietet eine Übersicht von Anbietern umweltfreundlich und sozialverträglich hergestellter Kleidung
Der Marktanteil ökologisch und fair erzeugter Kleidung liegt zwar momentan noch bei weniger als 5 Prozent, aber immer mehr Menschen legen inzwischen Wert darauf, dass ihr Kleiderschrank nicht mit Kleidungsstücken vollhängt, die in Kinderarbeit hergestellt wurden oder deren Erzeugung die Umwelt belastet hat. Denn für ein T-Shirt aus konventionellem Baumwollanbau kommen zum Beispiel rund 150 Gramm synthetischer Dünger und Pestizide auf den Acker, wodurch etwa ein Viertel aller weltweit eingesetzten Insektizide auf die Anbauflächen gelangt. Dies tötet nicht nur Insekten, sondern schädigt auch die sensiblen Ökosysteme von Flüssen, Seen sowie das Grundwasser. Auch auf die Menschen, die im Baumwollanbau arbeiten, sind die gesundheitlichen Auswirkungen verheerend: Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jedes Jahr 28.000 Menschen weltweit an Pestizidvergiftungen sterben.
Beim Anbau von Biobaumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau(kbA) wird dagegen vollständig auf den Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden verzichtet. Auch bei nachhaltig erzeugten Kunstfasern werden die sonst üblichen, schädlichen Chemikalien nicht eingesetzt. Nicht zuletzt spielen auch (leider oft nicht eingehaltene) soziale Kriterien eine große Rolle in der Textilproduktion. Vom Verkaufspreis erhält der Näher bzw. die Näherin nur etwa ein Prozent, die restlichen 99 Prozent entfallen in der Regel an Einzelhandel, Steuern, Markenunternehmen, Transport, Fabrikation und Material. Soziale Mindeststandards wie eine faire Bezahlung und Arbeitszeiten sind daher essentiell für nachhaltig erzeugte Textilien.
Doch wie erkennt man, ob Hose, Hemd und T-Shirt ökologisch und fair erzeugt wurden? Kann man jedem Siegel und Label einfach so trauen? Auf der Verbraucherplattform EcoTopTen kann man sich eine Übersicht von Anbietern umweltfreundlich und sozialverträglich hergestellter Bekleidung verschaffen und gleichzeitig handelsübliche Nachhaltigkeitssiegel miteinander vergleichen, um im Siegeldschungel die richtige Wahl zu treffen.
*Nachhaltigkeitslabel im Vergleich: mehr als „nur“ bio*
Die Schwierigkeit bei Öko-Kleidung liegt nämlich darin, dass bei Textilien Aussagen wie "bio", "öko" oder „organic“ - anders als bei Biolebensmitteln - nicht geschützt sind und sie im Prinzip jeder Hersteller verwenden kann. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Labeln, die unterschiedliche Kriterien berücksichtigen. Es gibt Siegel, die für eine ökologische Produktion vergeben werden, andere, die für die Einhaltung von Sozialstandards bei der Verarbeitung stehen oder Label, die die Schadstofffreiheit der Kleidungsstücke zertifizieren. Das trägt oft zur Verwirrung bei, und man muss sehr genau hinschauen, für was das T-Shirt, das man kaufen will, denn nun wirklich ausgezeichnet wurde. „Entlang der gesamten textilen Kette – also vom Anbau der Baumwolle, über die Verarbeitung der Fasern bis hin zum Verkauf – vergleichen wir insgesamt 14 unterschiedliche Siegel“, erläutert Dr. Jenny Teufel, Wissenschaftlerin am Öko-Institut und Expertin für Nachhaltigkeitskennzeichnung von Textilien. „So kann jeder entscheiden, welche Standards beim Einkauf erfüllt sein sollen.“
*Coole Shirts und öko? Kein Widerspruch!*
Die Plattform EcoTopTen hat auch die Liste der Anbieter von nachhaltig erzeugter Kleidung aktualisiert und ist dabei auf 86 gelistete Unternehmen gekommen, die ökologisch und fair produzierte Kleidung anbieten. Auf einen Blick ist erkennbar, mit welchem Siegel die Produkte der Hersteller zertifiziert sind, welche Waren im Sortiment enthalten sind und ob man sie online, im Laden oder über Katalog kaufen kann.
Erstmals listet EcoTopTen auch Anbieter von nachhaltig erzeugter Outdoor-Kleidung. Denn gerade die Kunstfasern von Goretex und Co. werden häufig unter Zusatz umweltschädlicher Chemikalien hergestellt. In der Übersicht finden sich Hersteller, die ihre Produkte mit dem bluesign® Standard kennzeichnen, der strenge Anforderungen an die Umweltverträglichkeit von Textilprodukten stellt und neben dem Einsatz von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Chemikalien auch den Ressourcen- und Energieverbrauch, sowie den Arbeitsschutz entlang des gesamten Lebensweges von Textilien bewertet.
*Über EcoTopTen*
EcoTopTen ist eine groß angelegte Kampagne für nachhaltigen Konsum, die das Öko-Institut initiiert hat. In regelmäßigen Abständen empfehlen die Wissenschaftler_innen eine Auswahl an hochwertigen, so genannten EcoTopTen-Produkten, die ein angemessenes Preis-Leistungsverhältnis haben und aus Umweltsicht Spitzenprodukte sind.
Quelle
Siegel- und Herstellerübersicht
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung