Die meisten Menschen erleben heute im Laufe ihres Lebens eine oder mehrere Trennungen. Das Ende einer romantischen Beziehung kann sich auf die generelle Zufriedenheit mit dem Leben, die psychische Gesundheit und die wahrgenommene Einsamkeit auswirken.

Die bisherige Forschung zu den Auswirkungen von Trennungen konzentrierte sich auf Scheidungen. Weil heute Trennungen von Unverheirateten viel öfter vorkommen, wollte Iris Wahring von der Humboldt-Universität zusammen mit Forschenden der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der University of British Columbia und der University of Stanford untersuchen, wie Unverheiratete Trennungen erleben.

Ähnliche Gefühle bei Männern und Frauen nach einer Trennung

„In unserer Studie fanden wir insgesamt keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern hinsichtlich der Auswirkungen von Trennungen auf Wohlbefinden und auf Einsamkeit", sagt Iris Wahring. Bei Männern und Frauen nahmen Lebenszufriedenheit und psychische Gesundheit, zusammengefasst als Wohlbefinden, im Zuge einer Trennung im Durchschnitt gleich stark ab.

Das Gefühl von Einsamkeit nahm in beiden Gruppen gleichermaßen zu. „Zu unserer Überraschung erlebten aber nur die Verheirateten bei einer Trennung einen signifikanten Rückgang an Lebenszufriedenheit und psychischer Gesundheit", betont Wahring. „Das betraf sowohl Männer als auch Frauen. Weder das Alter noch andere Faktoren wie Kinder, Einkommen oder Partnerschaft waren hier relevant, sondern allein die eheliche Trennung."

Frauen trennen sich eher

Frauen in heterosexuellen Beziehungen geben ihren Partnern eher den Laufpass, und verlassene Männer sehnen sich eher nach einer neuen Beziehung als Frauen, die sich getrennt haben. Das hat sich auch schon in früheren Studien gezeigt. Warum das so ist, ist nicht ganz klar. Es wird aber vermutet, dass Frauen Männer in einer Beziehung stärker emotional unterstützen als umgekehrt. Für Männer ist der Verlust darum möglicherweise größer, daher trennen sie sich seltener und wollen auch eher schnell eine neue Beziehung eingehen.

Wer verheiratet war, ist nach einer Trennung unzufriedener

Überraschenderweise machte es für die Entwicklung von Wohlbefinden und Einsamkeit im Zuge einer Trennung keinen Unterschied, wie alt die Teilnehmenden waren, ob sie Kinder hatten, über wieviel Einkommen sie verfügten, wie lange sie mit ihren Partner*innen zusammen waren oder ob sie zusammen lebten. Bedeutend war dagegen, ob es sich um Trennungen von Ehepartner*innen oder Unverheirateten handelte. Die Auflösung einer Ehe scheint schmerzhafter zu sein als die einer Verbindung ohne Trauschein. Eheliche Trennungen gingen mit einem bedeutsamen Rückgang an Lebenszufriedenheit und der psychischen Gesundheit, also dem Wohlbefinden, einher. Nur in Sachen Einsamkeit fühlten sich Verheiratete wie Unverheiratete gleichermaßen schlecht.

Eine mögliche Erklärung könnte die unterschiedliche Bedeutung der Beziehung sein. Personen, die heiraten, haben möglicherweise durchschnittlich eine größeres Bedürfnis nach einer langfristigen Beziehung. Auch Wertvorstellungen wie zum Beispiel religiöse Werte könnten eine Rolle dabei spielen, das Ende einer Ehe als besonders schlimm zu erleben.

Auswirkungen nichtehelicher Trennungen besser verstehen

Für die Studie wurden Befragungsdaten von 1530 Personen in Deutschland genutzt, die im Rahmen des Beziehungs- und Familienpanel (pairfam) erhoben wurden. Die Befragten waren 16 bis 49 Jahre alt und hatten zwischen 2013 und 2021 eine Trennung erlebt. „Im Gegensatz zu früher sind in Deutschland nichteheliche Trennungen in romantischen Beziehungen heute viel häufiger als Scheidungen. Unsere Studie trägt dazu bei, insbesondere die Auswirkungen dieser nichtehelichen Trennungen besser zu verstehen", resümiert Iris Wahring.

Quelle

• Mehr Einsamkeit, weniger Wohlbefinden – wie Frauen und Männer das Ende einer Beziehung erleben