Hilfsbedürftige Helfer:innen

Studie: Jugendliche, die sich selbst verletzen, vertrauen sich oft Freund:innen an. Die leiden mit und kriegen zu wenig Unterstützung.

Wenn Jugendliche sich selbst verletzen oder von Selbstmordgedanken geplagt werden, dann leidet das Umfeld mit. Die Forschung nimmt darum meist die Familie in den Blick, um herauszufinden, wo Unterstützung benötigt wird und wie den Betroffenen und ihren Angehörigen am besten geholfen werden kann.

Allerdings spielen bei Jugendlichen vor allem Freundinnen und Freunde eine wichtige Rolle – gerade, wenn sie Krisen durchlaufen. Ihre Freund:innen sind es, denen sie sich anvertrauen und mit denen sie ihre Verzweiflung und ihren Kummer teilen. Und das ist für Freund:innen oft eine ebenso große psychische Belastung wie für die engsten Familienangehörigen und kann ihr eigenes Wohlbefinden schwer beeinträchtigen.

Sie werden aber in Untersuchungen selten berücksichtigt, wie eine Studie von Expert:innen der Universität Birmingham herausgefunden hat. Die Wissenschaftler:innen hatten bestehende Studien und Fachliteratur analysiert, um herauszufinden wie Freundschaft und selbstverletzendes Verhalten miteinander zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen.

Ansteckungsgefahr?

Dabei kam heraus, dass sich Jugendliche tatsächlich häufig an ihre engsten Freund:innen richten, und dass denen das häufig nicht gut tut. Es besteht beispielsweise die Gefahr einer Art „Ansteckung“. Jugendliche, die Freund:innen haben, die sich selbst verletzen, werden selbst an ein solches Verhalten herangeführt. Und natürlich leiden sie mit und haben Angst um ihre Freund:innen und können auf diese Weise selbst Depressionen, Angstzustände und weitere negative Folgen durchleben.

Vor allem Mädchen und junge Frauen werden der Untersuchung zufolge mit dem selbstverletzenden Verhalten von Freund:innen konfrontiert, sind häufiger deren Unterstützer:innen und erleben öfter auch die negativen Folgen dieser Rolle.

Mit der Studie wollen die Forschenden für das Leiden der Freund:innen in solchen Situationen sensibilisieren und Wege aufzeigen, wie Hilfsangebote auch trauernden Freund:innen Unterstützung anbieten kann, nicht nur der Familie.

Die Studie wurde in der Zeitschrift The Lancet Psychiatry veröffentlicht.

Wenn ihr mit selbstverletzendem Verhalten oder Selbstmordgedanken von Freund:innen konfrontiert werden, dann holt euch Hilfe und lasst euch beraten, denn das ist eine Last, die ihr nicht alleine tragen solltet. Beratungsstellen findet ihr unten in den Links.

Quelle:

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 17. Juli 2024