Hyperrealistisch Zeichnen und Malen - So entstehen täuschend echte Bilder
Autorin: Martí Cormand
Übersetzt von Beate Wellmann
Nach einer ganz kurzen Einführung in die Geschichte des Hyperrealismus, können die Leser_innen dieses Zeichenbuches den Künstler Martí Cormand vom Morgengrauen bis zum Nachteinbruch bei seiner Arbeit begleiten. Kleine, mehr oder weniger malerische Texte vor jedem neuen Bild sollen die Ordnung dieses Buches, den Tagesablauf des Malers und seiner Familie, anschaulich machen.
Das Buch beginnt mit der Graphitzeichnung eines schlafenden Mannes. Zu jeder vorgestellten Technik werden auch die benötigten Utensilien gezeigt oder zumindest am Rande erwähnt. Bei der Graphitzeichnung wird u.a. mit einem Leuchtkasten gearbeitet und ein Foto erst auf die Rückseite des Fotos, dann auf ein Zeichenpapier übertragen. Hier ging es schon los, ich habe ehrlich gesagt nicht wirklich verstanden, wie es funktioniert. So genau wird es dann nämlich doch nicht erklärt. Das Ergebnis ist allerdings toll, eine Nahaufnahme eines halben Gesichts mir grauweißen Bartstoppeln, fotorealistisch. Weiter geht es mit einer Architekturzeichnung, einem Blick aufs Meer, einem Hund, einer Seifenattrapen-Plastik und vielen anderen faszinierend gezeichneten Bildern, bis es mit einem Sonnenuntergangsbild endet.
*Beeindruckende Bilder, aber keine Zeichenschule für Anfänger_innen*
Die Bilder sind absolut beeindruckend und wirklich täuschend "echt". Ein Wassertropfen, der an einer Wand herunterläuft, ein Kinderporträt, ein Aquarellfarbkasten - alles wie fotografiert und zum Greifen nah. Wer allerdings als Anfänger erwartet, hier Schritt für Schritt herangeführt zu werden, selbst kleine Erfolge erleben zu können und Nachmach-Bilder geboten zu bekommen, der wird enttäuscht.
Dieses Buch ist sicher eine schöne Inspiration für Fortgeschrittene und Zeichen-Genies. Es gibt Einblicke in eine bestimmte Richtung des Malens und Zeichnens und stellt verschiedene Techniken vor (u.a. Bleistift, Öl, Aquarell). Aber zeichnen wie ein Profi muss man schon können. Denn viele der im Buch gegebenen Tipps lauten in etwa so: Zeichnen Sie das Hundemotiv, skizzieren Sie den Farbkasten, arbeiten Sie die Details ein, modellieren sie dieses oder jenes heraus. Wie? Das ist dann dem begabten Künstler überlassen. Für mäßig begabte Zeichen-Anfänger_innen wie mich ist das Buch insofern etwas frustrierend und zeigt einem nur, was man niemals können wird ;-).
Wer sich einfach gerne unglaublich echt wirkende Zeichnungen ansieht und einem Künstler beim Entstehen solcher Bilder über die Schulter schauen möchte, für den ist es ein interessantes und anschauliches Buch, das zum Staunen einlädt. Wer eine Zeichenschule und einen Einstieg in diese Techniken sucht, der sollte aber eher zu einem anderen Buch greifen.
*Erschienen im Haupt Verlag*
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Autorin / Autor: luthien - Stand: 20. März 2019