Ich frag lieber mal meine Eltern

Befragung von Jugendlichen ergab, dass die meisten sich zum Krieg in der Ukraine bei ihren Eltern und in den traditionellen Medien informieren

Der Krieg, der durch die Invasion des russischen Militärs in der Ukraine ausgelöst wurde, beschäftigt die ganze Welt. Die Informationen dazu sind ein verwirrender Flickenteppich aus Nachrichtensendungen, Social Media Posts, Fake News und Fluten von schrecklichen Bildern und Videos. Was kann man glauben? Was nicht? Da den Überblick zu behalten, ist schon allein für die Medien schwierig, noch viel komplizierter ist es für Menschen, die keine journalistische Ausbildung haben, und erst recht für Kinder und Jugendliche. Deshalb fragte das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk bereits zum zweiten Mal 106 Mädchen und 100 Jungen zwischen 13 und 17 Jahren zu ihrem Informationsverhalten, ihrem Wissen, ihren Emotionen und wo sie noch Informationsbedarf im Kontext des Krieges haben.

Eltern mit Abstand die wichtigste Informationsquelle

Waren bei der Erstbefragung am Tag vor und nach der Inavsion neben dem Internet traditionelle Medien wie TV und Radio (etwa beim Frühstück) die häufigsten Informationsquellen, sind jetzt die Eltern mit Abstand die wichtigste Informationsquelle der Jugendlichen. Bei den Medien liegen abermals Fernsehen und Internet und Nachrichtensendungen wie Tagesschau sowie mit weitem Abstand ZDFheute und RTL aktuell vorn, gefolgt von den Internetangeboten großer Tageszeitungen. Informationen zum Nachrichtengeschehen bekommen Jugendliche auch über soziale Medien, jedoch deutlich weniger, als dies angesichts der hohen Nutzungsdauer zu erwarten wäre. In Sachen Information vertrauen Jugendliche in Krisen vermutlich den traditionellen und bekannten Medienangeboten stärker als sozialen Medien.

Neun von zehn Jugendlichen haben Angst und sind besorgt

Nicht verwunderlich auch das: Knapp neun von zehn Jugendlichen geben angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine an, Angst zu haben und besorgt zu sein. Dabei äußern dies die befragten Mädchen noch etwas häufiger als die Jungen. Befragt danach, wovor sie sich am meisten fürchten, antwortete die Mehrzahl, „dass andere Länder angegriffen werden und Putin die Ukraine nicht ausreicht“ (Mädchen, 14 Jahre). Wie viele andere formuliert eine 13-Jährige die Gefahr, dass sich die Situation zu einem Weltkrieg ausweiten könnte, wenn „Russland Polen angreift und die Nato in den Krieg eingreift, (so) dass es zu einem 3. Weltkrieg kommt“ (Mädchen, 13 Jahre). Ein deutliches Angstmoment sind die Atomwaffen: „Der russische Diktator droht mit Atombomben und in Berlin gibt es nicht mal Warnsirenen.“ (Junge, 16 Jahre)

Bilder, die verängstigen, und Bilder, die Hoffnung geben

Bilder, die bei den befragten Jugendlichen besonders große Angst auslösen, sind Fotos und Videos von zerstörten und zerbombten Häusern und Städten, von Bombenexplosionen, von den vielen Menschen, die sich auf die Flucht begeben, sowie von Toten und weinenden Kindern. Aber es gibt auch Bilder, die den Jugendlichen Hoffnung geben: Zum Beispiel, wie viele Länder zur Ukraine stehen, wie Geflüchteten geholfen wird und Bilder von weltweiten Protesten gegen den Krieg.

Was Jugendliche von den Nachrichten erwarten

Von der Berichterstattung erwarten die Befragten, dass sie über die aktuelle Lage informiert, und zwar wenn möglich aus unterschiedlichen Perspektiven und auf den Wahrheitsgehalt überprüft. Viele Jugendliche wollen aber auch die Hintergründe zu diesem Krieg verstehen und die Auswirkungen für Deutschland vermittelt bekommen. Neben dem Wunsch nach Fakten und Hintergründen äußerten sie auch den verständlichen Wunsch, wissen zu wollen, wann der Krieg vorbei sein könnte, wie sich Wladimir Putin stoppen ließe und ob ein Dritter Weltkrieg mit Einsatz von Atomwaffen drohe. Nicht alle diese Fragen können von Nachrichten oder Informationsformaten beantwortet werden.
„Hierfür braucht es neben qualitativ hochwertigen medialen Inhalten auch pädagogisch geleitete Räume, in denen sich Jugendliche mit ihrem Wissen, ihren Gedanken und Sorgen auseinandersetzen können“, so Medienpädagogin und Studienleiterin Dr. Maya Götz.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 9. März 2022