Ich sehe mich wie du mich siehst

In der Regel weicht das, was andere über uns denken nicht von unserer Selbstwahrnehmung ab

Im Allgemeinen denken wir, dass Menschen ihre eigene Persönlichkeit doch eher durch eine rosarote Brille betrachten und sich selbst besser bewerten als andere es tun. Doch offenbar tun wir das nicht unbedingt, wie eine neue Studie der University of Toronto ergab. Die Forscher_innen um Brian Connelly führten eine groß angelegte Meta-Analyse von 160 unabhängigen Studien durch, um herauszufinden, wie wir uns selbst in Persönlichkeitsbewertungen einschätzen. Dazu nutzten sie die fünf großen Persönlichkeitsmerkmale wie Offenheit für Erfahrung, Gewissenhaftigkeit, Extrovertiertheit, Freundlichkeit und Neurotizismus (darunter fällt Schüchternheit und Gehemmtheit). Tatsächlich war die Selbsteinschätzung oftmals korrekt und entsprach im Großen und Ganzen der Einschätzung unserer Kolleg_innen und Freund_innen.

Als Grund dafür führt Connelly an, dass wir offenbar viele Vorteile darin sehen, uns selbst nicht zu "erhöhen" und uns lieber darauf einlassen, was andere Menschen von uns halten. Frühere Untersuchungen hätten gezeigt, dass es sehr beunruhigend sein kann, wenn jemand aus unserer Umgebung uns anders sieht als wir uns selbst. Ein guter Umgang mit dem Selbst- und Fremdbild der Persönlichkeit sei wichtig, um zu verstehen, wie Menschen funktionieren, so Connelly. Diese Wahrnehmung helfe uns, besser durch alle sozialen Situationen zu navigieren.

Es gibt allerdings auch eine Ausnahme: die Wahrnehmung von uns fremden Personen. Wie Studien ergaben, sind wir viel kritischer gegenüber dem Urteil jener, die uns nicht vertraut sind.

Wenn wir uns doch das ein oder andere Mal besser oder schlechter einschätzen als andere es tun, sei das ganz normal und hänge von individuellen Faktoren ab. Diese Faktoren will Connelly nun genauer untersuchen und herausfinden, ob Leute, die eine erhöhte Selbsteinschätzung haben zum Beispiel im Job schlechter abschneiden oder mehr Probleme in der Schule haben. "Es könnte sein, dass sie negative Informationen über sich selbst nicht verinnerlichen oder sogar ganz vergessen, was zu negativen Ergebnissen führen könnte."

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 19. Dezember 2018