Ich weiß extrem Bescheid!

Menschen, die glauben, sich bei einem wissenschaftlichen Thema bestens auszukennen, neigen zu extremeren Einstellungen gegenüber diesen Themen

Ob Impfstoffe, Klimawandel oder gentechnisch veränderte Lebensmittel - zu vielen wissenschaftlichen Themen gibt es extrem unterschiedliche Meinungen. Eigentlich sollte das bei wissenschaftlich gut belegten Erkenntnissen aber nicht so sein. Wie kommt es, dass Wissenschaft so gegensätzliche Einstellungen hervorruft, auch wenn gut erforschte Ergebnisse eigentlich eine klare Sprache sprechen?

Cristina Fonseca von der britischen Genetics Society, Laurence Hurst von der University of Bath und Kolleg:innen haben nun in einer Studie untersucht, ob Menschen, die eine starke Meinung zu einem wissenschaftlichen Thema haben, sich besonders gut auskennen oder das zumindest glauben. Und wie Wissenschaftskommunikation beschaffen sein müsste, damit sie verstanden und akzeptiert wird.

In ihrer Studie wurden über 2.000 britische Erwachsene zu ihrer Einstellung zu Wissenschaft und der Einschätzung ihres eigenen Wissens befragt. Frühere Studien hatten bereits Hinweise darauf geliefert, dass Menschen, die Wissenschaft eher negativ gegenüberstehen, oft glauben, sich bestens auszukennen.

Das Team konzentrierte sich bei der Befragung auf Themen aus der Genetik, schließlich wurde die Studie wurde von der Genetics Society durchgeführt. Den Testpersonen wurden also Fragen präsentiert wie "Wenn Sie den Begriff DNA hören, wie schätzen Sie Ihr Verständnis dessen ein, was dieser Begriff bedeutet?"

Dabei kam heraus, dass Testpersonen, die der Wissenschaft entweder sehr positiv oder sehr negativ gegenüberstehen von ihrem eigenen Wissen ganz besonders überzeugt sind. Die Forscher:innen glauben, dass das psychologisch Sinn macht: Um eine deutliche Meinung aufrechtzuerhalten, muss man auch daran glauben, dass man die zugrundeliegenden Fakten richtig verstanden hat. Wer der Wissenschaft eher neutral entgegenstand, hatte kein solch unerschütterliches Vertrauen in die eigenen Fachkenntnisse.

Extreme Meinung geht oft mit wenig Faktenwissen einher

Vor allem Testpersonen mit der negativsten Einstellung hatten tatsächlich keine guten Kenntnisse zu Fakten in dem Themengebiet. Dieses wurde anhand von Richtig-Falsch-Fragebögen erfasst, in dem sich Aussagen fanden wie "Alle Pflanzen und Tiere haben DNA", "Wenn man eine gentechnische veränderte Frucht isst, können die eigenen Gene dadurch auch verändert werden" oder "In Tomaten findet man keine Gene, nur in gentechnisch veränderten Tomaten".

Wie man Menschen mit Wissenschaftskommunikation erreichen kann, die eine sehr negative Einstellung haben, aber selbst glauben, bestens Bescheid zu wissen, ist für die Wissenschaftler:innen eine herausfordernde Fragestellung. Sie glauben, dass es nicht reicht, Informationen aus der Forschung an die Öffentlichkeit weiterzugeben, um zu überzeugen. Vielmehr müsse auch an der Diskrepanz gearbeitet werden zwischen dem, was Leute wissen und was sie zu wissen glauben. Wer weiß, dass er nicht alles weiß, hütet sich womöglich auch eher vor extrem negativen Einschätzungen.

Wie und ob diese Erkenntnisse in eine gelungene Wissenschaftskommunikation überführt werden können, ist allerdings noch Zukunftsmusik.

Quelle:

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung (eurekalert.org) - Stand: 31. Januar 2023