Miauologie und Bartwissenschaften

Am 9. September wurden die Ig Nobel Preise verliehen.

Erst lachen, dann denken - das ist das Motto der wissenschaftlichen Spaßpreise Ig Nobel für unwahrscheinliche Forschung. Honoriert werden jährlich abwegige, skurrile oder merkwürdige Forschungsarbeiten, die aber dennoch das Zeug haben, zum Nachdenken anzuregen. Wenn auch "Ig" für "ignoble" also "unehrenhaft" oder "unedel" steht, ist die Auszeichnung kein bösartiger Negativ- oder Spottpreis und wird von den Nominierten sogar häufig persönlich entgegengenommen. Die humorvolle Preisverleihung, bei der die Geehrten in Vor-Corona-Zeiten mit Papierfliegern beworfen wurden, hat Kultstatus und gilt auch unter Wissenschaftler_innen als liebenswerte Institution. Die Preise wurden am 9. September online verliehen inklusive der typischen seltsamen Kurz-Opern und Gesangseinlagen. Papierflieger gab es natürlich ebenfalls, wenn auch nur virtuell.

In der Kategorie *Biologie* gewann die schwedische Forscherin Susanne Schötz mit ihrer bahnbrechenden Arbeit "A Comparative Acoustic Analysis of Purring in Four Cats", die die Besonderheiten der Mensch-Katze-Kommunikation genau unter die Lupe genommen hat und sich ausführlich mit Schnurren, Miauen, Stöhnen, Quietschen, Zischen, Jaulen, Heulen und anderen Arten der Verständigung auseinandergesetzt hat. Miau!
Den IG Nobelpreis für Ökologie gewannen Leila Satari und Kolleg_innen aus dem Iran und aus Spanien, die weggeschmissene Kaugummis in verschiedenen Ländern eingesammelt und die darauf lebenden verschiedenen Arten von Bakterien untersucht hatten. Diese halten sich offenbar erstaunlich lange, stellen aber keine Gesundheitsgefährdung dar.

Der Preis für *Chemie* ging an ein großes Team, an dem auch ein deutscher Forscher beteiligt war. Sie untersuchten - kein Witz – Kino-Luft, um herauszufinden, ob die spezifischen Gerüche und Ausdünstungen Rückschlüsse daraus zulassen, wieviel Sex, Gewalt, unsoziales Verhalten und anstößige Sprache in den gezeigten Kinofilmen vorkommt. Die Arbeit lief unter dem Titel  “Proof of Concept Study: Testing Human Volatile Organic Compounds as Tools for Age Classification of Films,” sollte also offenbar dazu dienen, flüchtige organischer Verbindungen beim Menschen als Hilfsmittel für die Altersklassifizierung von Filmen heranzuziehen. Darauf muss man erst mal kommen. Glückwunsch!

Der *Wirtschaftspreis* ging an ein internationales Forschungsteam, dass die Dickleibigkeit von Politikern mit Korruption in Verbindung gebracht hatte. Sie konnten eindrucksvoll zeigen, dass adipöse Politiker_innen ein Indikator für Korruption in dem Land sein können. Preisverdächtig oder diskriminierend? Auch das sind Fragen, die die spaßige Preisverleihung aufzuwerfen vermag.

Der *Medizinpreis* wurde verliehen für die Erkenntnis, dass ein Orgasmus die nasale Atmung verbessern kann und ebenso effektiv ist wie abschwellende Medikamente. Ob Ärzt_innen deswegen demnächst Sex statt Nasentropfen verordnen, bleibt abzuwarten.  Einen Preis gab es trotzdem für das alltagstaugliche Hausmittel.

Bartträger werden sich vielleicht über die haarige US-Forschungsarbeit freuen, die den *Friedens-Ig-Nobelpreis* einheimsen konnte. Ethan Beseris und seine Kollegen haben die These untersucht, ob die Evolution Bärte hervorgebracht hat, um den Menschen besser vor Faustschlägen zu schützen. Steile These, aber wer weiß! Verdienter Preis!

Warum Fußgänger_innen manchmal mit anderen zusammenstoßen, haben Hisashi Murakami und Kolleg_innen aus Italien und er Schweiz untersucht und dafür eine Auszeichnung in der Kategorie *Physik* erhalten.

Eine neue Methode, wie sich Kakerlaken in U-Booten bekämpfen lassen, haben US-Forscher_innen um John Mulrennan entwickelt. Vielleicht gäbe es wichtigere Themen auf der Welt, zumal das vorgeschlagene Mittel doch recht giftig ist, aber für den Ig Nobelpreis im Bereich  *Entomologie* (Insektenkunde) hat es gereicht.

Im Bereich *Transportwesen* punktete eine besondere Arbeit. Ein internationales Team hat sich dem Problem des Nashorntransports gewidmet und die schwierige Frage experimentell untersucht, ob ein Nashorn in der Luft besser kopfüber transportiert werden sollte.

Quelle

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 13. September 2021