Tierisch skurril

Die Ig Nobel Preise für unwahrscheinliche Forschung wurden verliehen. Geehrt wurden wieder wundersame Forschungsarbeiten mit viel tierischer Beteiligung

Erst lachen, dann denken - das ist das Motto der wissenschaftlichen Spaßpreise Ig Nobel für unwahrscheinliche Forschung. Honoriert werden jährlich abwegige, skurrile oder merkwürdige Forschungsarbeiten, die aber dennoch das Zeug haben, zum Nachdenken anzuregen. Wenn auch "Ig" für "ignoble" also "unehrenhaft" oder "unedel" steht, ist die Auszeichnung kein bösartiger Negativ- oder Spottpreis und wird von den Nominierten sogar häufig persönlich entgegengenommen.

Die humorvolle Preisverleihung, bei der die Geehrten üblicherweise mit Papierfliegern beworfen werden, hat Kultstatus und gilt auch unter Wissenschaftler:innen als liebenswerte Institution. Die Preise wurden am 12. September seit langem erstmals wieder vor Ort verliehen - inklusive der für die Veranstaltung typischen Kurz-Opern, Gesangseinlagen und Sketche.

Große Ehre: Auch deutsche Forscher:innen durften den denkwürdigen Preis dieses Jahr entgegen nehmen - etwa den Preis für Botanik. An der Arbeit über Pflanzen, die das Aussehen von Plastikpflanzen nachahmen war ein Forscher der Uni Bonn beteiligt. Warum die Pflanzen ihren Plastiknachahmungen ihrerseits nacheifern, bleibt ungeklärt. Applaus aber für die Erkenntnis, dass sie es tun.

Nicht weniger seltsam klingt die Arbeit des bereits verstorbenen Forschers B.F. Skinner. Der Verhaltensforscher ist für seine Tierexperimente und daraus resultierenden Erkenntnisse weltberühmt (siehe Skinner-Box). Allerdings hatte er auch sehr skurrile  Experimente durchgeführt, für die er nun posthum mit dem IG-Nobel Friedenpreis ausgezeichnet wurde. Offenbar hatte er in einem militärischen Projekt geplant, Tauben in Raketen mitfliegen zu lassen und so zu dressieren, dass sie die Raketen durch gezielte Pickbewegungen auf Kurs halten. Das Konzept wurde jedoch nicht umgesetzt.

Herzallerliebst ist die hingegen die Untersuchung von einem Team aus Frankreich und Chile. Die Forscher:innen sind der sinnfreien Frage nachgegangen, ob die Haare auf den Köpfen der meisten Menschen auf der Nordhalbkugel in die gleiche Richtung (im oder gegen den Uhrzeigersinn?) gewirbelt werden wie die Haare auf den Köpfen der meisten Menschen auf der Südhalbkugel. Muss man erst mal drauf kommen, für die kreative Fragestellung gab es den Preis für Anatomie.

Das Schwimmverhalten toter Forellen

Und nochmal konnte Deutschland punkten - durch eine Beteiligung an einer Arbeit über Fake-Medikamente. Dabei ging es darum, dass unangenehme Nebenwirkungen dazu führen können, dass Placebos für wirksam gehalten werden - auch wenn sie es nicht sind. Das Studiendesign klingt ebenso merwkürdig wie das Ergebnis. Dafür gabs den IG Nobelpreis für Medizin.

James C. Liao aus den USA hingegen beschäftigte sich mit den Schwimmfähigkeiten einer toten Forelle. Dafür gabs den Physikpreis! Den Preis für Physiologie gab es für die wertvolle Erkenntnis, dass viele Säugetiere durch den Anus atmen können. :-O Gewonnen hat ihn ein Team aus Japan und den USA.

Echten Einsatz zeiget das Team, das verdient den Wahrscheinlichkeitspreis gewonnen hat. Die Forscher:innen haben theoretisch und praktisch gezeigt, dass beim Werfen einer Münze die Tendenz besteht, dass sie auf der gleichen Seite landet, auf der sie vor dem Wurf lag. Sie haben das in 350.757 Experimenten überprüft.

Beim Chemiepreis ging es um die Trennung nüchterner und betrunkener Würmer mithilfe der Chromatographie (ein Verfahren, mit dem unterschiedliche Substanzen voneinander getrennt werden können).

Der Demographie Preis beschäftigte sich mit dem seltsamen Umstand, dass viele der Menschen, die für ihr langes Leben berühmt sind, interessanterweise an Orten lebten, in denen die Aufzeichnungen über Geburten und Todesfälle miserabel waren. Ha!

Die Studie, die den Biologiepreis gewonnen hat, ist für Laien nur schwer verständlich: Darin spielt eine Kuh, auf ihr eine Katze, daneben eine explodierende Papiertüte und die Frage eine Rolle, wann und wie Kühe ihre Milch abgeben? Ähm... Wahnsinn! Fragen zu Details richtet bitte an das IG Nobel Kommitee oder an die Forschenden selbst :-).

Viel Kreativität und ungewöhnliche Fragestellungen

Ihr seht, Wissenschaft muss nicht langweilig sein und erfordert auf jeden Fall viel Kreativität und ungewöhnliche Fragestellungen. Und wenn auch die ein oder andere der hier prämierten Forschungsarbeiten sehr, sehr, sehr seltsam klingt, heißt das nicht, dass die Arbeiten nicht lehrreich waren und sind. Unter den Ig Nobelpreisträger:innen sind übrigens auch einige Berühmtheiten zu finden, z.B. der Physiker Andre Geim, der neben dem Ig Nobelpreis auch einen echten Nobelpreis gewonnen hat. Oder der Physiker Robert Matthews, den ihr sicher für sein mit dem Ig-Nobel ausgezeichnetes "Murphys Gesetz" kennt, welches besagt, dass Toastbrotscheiben immer auf die gebutterte Seite fallen.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 13. September 2024