In einer Sommernacht wie dieser
Autorin: Tanja Heitmann
Leo, genannt Leonie, verbringt ihre Sommerferien in der Nähe von Potsdam am See. Dort hat ihr Vater gerade eine alte Villa erworben, die er nun zu einem Sommerhaus umbauen möchte. Schon bei der Ankunft läuft alles anders, als Leo es sich vorgestellt hat. Die Umbauarbeiten sind noch nicht fertig, der Vater steckt noch bei der Arbeit fest und zu allem Überfluss stürzt auch noch ein Arbeiter vom Baugerüst. Als Leo dem Verletzten helfen will, gerät sie mit Bauleiter Bender aneinander, denn der verletzte Mann arbeitet schwarz. Doch Leo wäre nicht Leo, wenn sie über so viel Unrecht hinweg sehen könnte. Kurz bevor es zum handfesten Streit zwischen Leo und dem Bauleiter kommt, schreitet ein Junge ein – Alexei. Er ist anders als die Jungen, die Leo zuvor kennen gelernt hat. Unnahbar, geheimnisvoll und melancholisch wirkt der Junge, der auf dem Grundstück der Villa als Gärtner arbeitet. Leo und Alexei freunden sich an und bald verbinden sie mehr als nur Freundschaft. Doch dann wird Bauleiter Bender ermordet aufgefunden und Alexei hatte kurz zuvor Streit mit dem Mann. Ist er ein Mörder? Und was bedeutet das für Leo?
Tanja Heitmann lässt eine starke Hauptfigur vor den Augen des Lesers entstehen. Leo sagt, was sie denkt – auch wenn sie selbst dadurch Nachteile hat. Das Mädchen lässt nicht locker, fragt nach und gibt sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden. Das ist es, was mir an dem Buch besonders gefallen hat. Denn ohne Leos Hartnäckigkeit hätte sich nie mehr zwischen Alexei und ihr entwickelt. Die Autorin schafft es, auch die anderen Figuren sehr liebenswert zu gestalten. Der alte Gärtner, der auf Leos Anwesen arbeitet, ist so eine Person. Wie ein Vater sorgt er für die Jugendlichen und hilft, ohne viele Fragen zu stellen.
Das Ende des Buches ist sehr überraschend. Die Auflösung ist, wie ich finde, gut gewählt, denn sie lässt die gesamte Geschichte in einem ganz anderen Licht erscheinen. Vor dem Ende kommt der Leser zu seinen eignen, logischen Schlüssen. Auch wenn man Alexei nicht die Schuld geben möchte, kann man irgendwann gar nicht mehr anders, als ihn als möglichen Täter in Betracht zu ziehen. Tatsächlich ist er am Schluss nicht unschuldig. Doch seine Schuld sieht ganz anders aus, als der Leser denkt. Mit dem neuen Ende im Blick ergibt sich eine ganz neue Lesart der Geschichte. Eigentlich müsste man das Buch dann gleich noch einmal lesen.
Mir hat besonders gut gefallen, dass „In einer Sommernacht wie dieser“ gleichzeitig ein spannender Krimi und eine romantische Liebesgeschichte ist. Dabei ist die Story tiefgründiger als in den typischen Mädchen-Liebes-Romanen. Alles in allem eine klare Leseempfehlung.
*Erschienen bei Oetinger *
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Autorin / Autor: missmarie - Stand: 19. Dezember 2016