In the Shallows

Autorin: Tanya Byrne
Übersetzt von Stefanie Frida Lemke

„Mädchen trifft Mädchen. Mädchen verliert Mädchen. Mädchen bekommt Mädchen zurück.“ So könnte die Handlung von „In the Shallows – Liebe tut weh“ kurz zusammengefasst werden. Gleichzeitig erzählt die Autorin Tanya Byrne viel mehr als eine einfache Liebesgeschichte. Sie nimmt die Lesenden mit in das Leben von Mara, einer 15-jährigen Teenagerin, die in einer toxischen Beziehung fest steckt. Sie liebt Nico, ein rebellisches Mädchen, das Mara immer wieder versetzt und sie auch in Gesprächen auf Abstand hält. Als sie an Silvester nicht am Treffpunkt auftaucht und per Textnachricht Schluss macht, bricht für Mara eine Welt zusammen. Ihre Freundinnen hatten also recht. Doch kurze Zeit später wird Nico aus dem Meer geborgen und kann sich an nichts mehr erinnern. Die beiden treffen erneut aufeinander und die Liebesgeschichte beginnt nochmal von vorne – doch etwas ist anders: Das verschlossene und eigensinnige Mädchen hat sich komplett verändert und ist jetzt viel einfühlsamer, nahbarer und scheint die Liebe zu erwidern. Haben sie nochmal eine Chance? Was passiert, wenn sich Nico wieder erinnert? Und was ist in der Silvesternacht passiert?

Tanya Byrne schreibt aus der Perspektive von Mara, wodurch man gut in ihre Gefühlswelt eintauchen und die Zerrissenheit nachempfinden kann. Letztere zieht sich durch den gesamten Roman: Zunächst bei dem Umgang mit der toxischen Beziehung und später bezüglich der Amnesie. Durch die Nähe zur Hauptfigur kann der oder die Lesende verstehen, warum sie trotz des problematischen Verhaltens Nicos an der Beziehung festhält.
Obwohl die Themen schwer daher kommen, wählt die Autorin einen lockeren, erfrischenden Schreibstil, sodass sich das Buch gut lesen lässt. Allerdings zieht es sich nach den ersten Kapiteln etwas in die Länge. Während der Handlungsverlauf klar zu sein scheint, werden Maras Freundinnen und ihre Familie als Sitecharaktere eingeführt und viele kleinere Geschichten erzählt, die nicht zur eigentlichen Handlung beitragen.

Doch es lohnt sich bis zu Ende durchzuhalten, denn etwas nach der Hälfte, nimmt die Story Fahrt auf und wird interessanter, bis es zu einer unerwarteten Wende kommt.
Die vielen Anspielungen auf Werke aus der Literatur, Film und Fernsehen, sind sicherlich Geschmackssache. Ich empfand sie meist als gelungenes Stilelement.

Der Roman steckt voller Freundschaft, Vertrauen, Ehrlichkeit, Liebe und Schmerz. Das Buch stellt die gleichgeschlechtliche Beziehung zweier Mädchen nicht als etwas besonderes dar und thematisiert kaum, inwiefern diese akzeptiert wird. Im Gegenteil: Die Beziehung wird von den Eltern genauso befürwortet, wie von den Freundinnen. Das bringt die Normalität in die Thematik, die es im 21. Jahrhundert in dem Zusammenhang braucht. Das Statement der Autorin: Jeder darf Lieben, wen er oder sie möchte.

Fazit: Eine klare Empfehlung, wenn es nicht durchgehend spannend sein muss.


Erschienen bei Fischer Sauerländer Taschenbuch

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Autorin / Autor: Sarah L. - Stand: 6. Januar 2025