„Menschen befähigen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen“
Was kommt in Zukunft auf unseren Tisch, macht alle Menschen satt und schont obendrein noch unseren Planeten? In den kommenden zwei Jahren führt die LizzyNet gGmbH gemeinsam mit der Fachdidaktik Biologie der Universität Bonn das Projekt „Zukunft auf dem Teller“ durch. Eine der beiden Förderinstitutionen des Projekts ist die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen. Im Interview erklärt ihr Geschäftsführer, Franz August Emde, warum der Stiftung das Thema so wichtig ist.
Geschäftsführer Franz August Emde (Foto: Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen)
Herr Emde, die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen fördert das Bildungsprojekt „Zukunft auf dem Teller“ mit 105.000 Euro. Warum ist der Stiftung das Thema so wichtig?
Wie wir uns in Zukunft ernähren, hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesundheit, sondern auch auf die Biodiversität und den Klimawandel. Weltweit verursacht die Lebensmittelproduktion etwa ein Drittel aller Treibhausgasemissionen – durch Abholzung von Wäldern für Ackerflächen, den Einsatz von Düngemitteln, die Herstellung und den Transport der Lebensmittel sowie direkt durch die Tierhaltung. Zukünftige Ernährungssysteme müssen nachhaltiger werden. So ist zum Beispiel eine pflanzenbasierte Ernährung deutlich umweltfreundlicher und ressourcenschonender als der Konsum von tierischen Produkten.
Und warum unterstützt Ihre Stiftung dieses Projekt?
Bildungsprojekte zum Thema nachhaltige Ernährungssysteme sind enorm wichtig, weil Bildung die Grundlage für bewusste Entscheidungen und langfristige Veränderungen ist. Bildung ist ein kraftvolles Werkzeug. Indem wir Menschen befähigen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen, schaffen wir die Basis für ein Ernährungssystem, das sowohl der Umwelt als auch uns selbst zugutekommt.
Welche Herausforderungen sehen Sie, wenn Sie an die Lebensmittelversorgung künftiger Generationen denken?
Da gibt es eine ganze Reihe von Herausforderungen. So wird beispielsweise die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf rund 10 Milliarden Menschen anwachsen. Um alle satt zu bekommen, müssten wir die Nahrungsmittelproduktion eigentlich um etwa 60 % steigern. Aktuell zeigt sich aber, dass der Klimawandel für steigende Temperaturen sowie mehr Dürren und Überschwemmungen sorgt – die Bedingungen für die Landwirtschaft werden also eher schlechter. Es stellen sich also die Fragen: Wie können wir trotzdem effizientere und widerstandsfähigere Anbaumethoden entwickeln, die weltweite Verteilung von Lebensmitteln verbessern, um Hungerkatastrophen zu vermeiden und natürlich die Lebensmittelverschwendung minimieren?
Wo sollten wir als Gesellschaft und auch jede:r Einzelne von uns ansetzen, um Lebensmittelproduktion und auch Konsummuster klima- und ressourcenschonender zu gestalten?
Wir sollten bewusster konsumieren, zum Beispiel in dem wir Fleischkonsum und Milchprodukte reduzieren, zugunsten von Hülsenfrüchten, Gemüse oder Vollkornprodukten. Aber auch regional und saisonal einkaufen und lokale Landwirte unterstützen, um so den Transport zu minimieren. Auf der gesellschaftlichen Ebene ist es wichtig, Rahmenbedingungen zu schaffen, die umweltschädliche Praktiken benachteiligen und stattdessen eine nachhaltige Landwirtschaft unterstützten. Auf diese Weise kann uns langfristig der Wandel zu einem nachhaltigen Ernährungssystem gelingen.
Wie unterstützt Ihre Stiftung diesen Prozess?
Wir fördern viele Projekte zum Thema Ernährungsbildung. Viele Kinder und Jugendliche wissen nicht wie Nahrungsmittel produziert werden. Oft haben sie keinen oder nur wenig Bezug dazu, weil sie Lebensmittel nur aus dem Supermarkt kennen. Wollen wir Menschen befähigen, Verantwortung für ihre eigene Gesundheit und die Zukunft des Planeten zu übernehmen, müssen wir sie bilden und ihnen erklären, wie Ernährung und Landwirtschaft funktioniert.
Wie sieht für Sie ein leckeres und nahrhaftes Mittagsmenü in 50 Jahren aus?
Das ist eine gute Frage, vielleicht gibt es als Vorspeise frische, nährstoffreiche Algen, als Hauptgang ein Fleischfilet aus einer Zellkultur mit fermentiertem Gemüse und als Dessert ein leckeres Schokoladen-Mousse aus Lupinen? Zumindest wäre dieses Menü sehr nachhaltig und ressourcenschonend. So wird unsere Ernährung in Zukunft hoffentlich aussehen.
Vielen Dank für das Interview!
Autorin / Autor: Stiftung Umwelt und Enwicklung NRW/ LizzyNet - Stand: 4. März 2025