Jeder sagt anders „ähm“

Forscherinnen werteten Tausende "ähs" und "ähms" aus. Das Ergebnis: Jede:r macht das ziemlich einzigartig. Das Wissen darum könnte auch Täter:innen überführen.

Wir alle verwenden Füllwörter wie "äh“, „ähm“ oder „mh“, wenn wir nicht weiterwissen oder noch überlegen müssen, was wir sagen wollen. Dieses sogenannte Häsitationsverhalten ist zwar nicht so einzigartig wie ein Fingerabdruck, aber doch sehr individuell. Dazu zählen auch sprachliche Pausen, das Wiederholen von Wörtern oder das Langziehen von Lauten. Es ist sogar so individuell, dass sich anhand der speziellen Ähs und Ähms sogar Täter:innen identifizieren ließen, wenn Sprachaufnahmen von ihnen vorliegen.

Das haben Phonetikerinnen (Phonetik: Lautlehre) der Universität Trier in einer aktuellen Studie gezeigt. Für die Studie hat Master-Studentin Nathalie Elsässer mit ihren Kommilitoninnen Vivien Meyer und Melissa Hildebrand in mehreren hundert Stunden Arbeit Tonaufnahmen von acht Probandinnen analysiert und die statitistische Auswertung vorbereitet. Bei der Analyse kam ein neues statistisches Verfahren zum Einsatz. Die Mathematikerin Lea Willems hatte es für ihre Doktorarbeit an der Professur für Mathematische Stochastik entwickelt.

Tausende 'ähs' und 'ähms' ausgewertet

„Tonaufnahmen von acht Sprecherinnen klingt zwar nicht viel, aber für diese Art von Forschung ist eine solche Zahl beachtlich. Von jeder Versuchsperson haben wir viele Minuten Material und Tausende 'ähs' und 'ähms' ausgewertet“, ordnet Phonetik-Professorin Angelika Braun ein. Die Tonaufnahmen der Probandinnen waren jeweils bei drei Terminen mit einem zeitlichen Abstand von mindestens einer Woche entstanden. Auf dieser Basis können die Wissenschaftlerinnen beweisen, dass das individuelle sprachliche Verzögerungsverhalten auch über einen längeren Zeitraum relativ konstant bleibt. „Wir hatten bewusst bei der Studie nur Tonaufnahmen von weiblichen Personen herangezogen, um mögliche Effekte des Geschlechts auszuschließen. Es gibt aber keinen Grund zur Annahme, dass das Häsitationsverhalten bei Männern grundlegend anders ist“, so Angelika Braun.

Auch im Zusammenhang mit Strafverfahren relevant

Die Ergebnisse der Studie könnten auch im Zusammenhang mit Strafverfahren relevant werden. Professorin Angelika Braun hatte als Sachverständige bereits bei vielen Gerichtsprozessen und Ermittlungsverfahren mitgewirkt und geholfen, Täter durch Tonaufnahmen und die individuellen sprachlichen Muster zu identifizieren. Die Forensik gehört zu einem der Schwerpunkte der Forschung und Lehre der Phonetik an der Universität Trier.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 7. Juli 2023