Die fetten Jahre sind vorbei

Trendstudie "Jugend in Deutschland": Der Blick in die Zukunft hat sich verdüstert

Krieg, Klimawandel, Inflation - der Blick der Jugend in die Zukunft hat sich verdüstert. Zudem hat die Coronakrise deutliche Spuren hinterlassen. Das zeigt die aktuelle Trendstudie Jugend in Deutschland, die von Simon Schnetzer und Prof. Dr. Klaus Hurrelmann zum fünften Mal durchgeführt wurde. Die Studie erscheint halbjährlich und basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von  1.027 jungen Menschen der deutschsprachigen Bevölkerung im Alter von 14 bis 29 Jahren.

25% der befragten 14- bis 29-Jährigen gaben an, mit ihrer psychischen Gesundheit unzufrieden zu sein. Bei 16% macht sich Hilflosigkeit breit, 10% berichten gar von Suizidgedanken. Diese Werte sind seit der letzten Trendstudie vom Mai 2022 angestiegen. Die Forscher werten diese Daten als dringendes Warnsignal dafür, dass bei vielen jungen Menschen die Kräfte der psychischen Abwehr verbraucht seien.

In der Studie äußerten zudem viele junge Menschen die Befürchtung, dass die Wohlstandjahre zu Ende gehen und auch der gesellschaftliche Zusammenhalt und die politischen Verhältnisse sich verschlechtern. Die größten Sorgen der Jugend sind Inflation (71%), gefolgt von dem Krieg in Europa (64%) und dem Klimawandel (55%).

Ukrainekrieg: Vor allem wirtschaftliche Folgen werden gefürchtet

Im Hinblick auf den Krieg richten sich die Sorgen bei über 60 % der Befragten am stärksten auf die wirtschaftlichen Folgen, die durch steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie durch Preissteigerungen zu erwarten sind. "Atomwolken über Deutschland" fürchten hingegen nur 14%. Die Angst, wegen des Krieges fliehen oder den eigenen Wohnort verlassen zu müssen ist mit 7% zwar sichtbar, aber deutlich geringer ausgeprägt als beispielsweise die Angst vor einer "Zunahme von Flüchtlingsströmen" (44%).

Passend zu den großen Ängsten vor Preissteigerungen steht in Sachen Beruf und Arbeit Geld mit 60% erneut an der Spitze des Motivationsrankings - vor Spaß (43%) und dem Erreichen von Zielen (33%).  Auch wenn Geld für sich kein guter Motivator sei, stehe es in Zeiten der Krisen für Sicherheit, erklärt Simon Schnetzer.

Fernab von Nationalismus und steigende Identifikation mit Europa

Schließlich entnehmen die Forscher ihrer Umfrage, dass die junge Generation in Deutschland ein entspanntes und selbstverständliches Verhältnis zu ihrer Nation hat. Fernab von jedem Nationalismus habe sich eine Haltung der Anerkennung und des Stolzes etabliert. Bemerkenswert sei auch die starke Identifizierung mit Europa, die im Laufe der letzten Jahre spürbar angestiegen ist.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 22. November 2022