Jugend nicht mehr glücklich?
Studie in sechs englischsprachigen Ländern: Die Zufriedenheit im Jugendalter ist niedriger als sie mal war.
Die Jugend gilt eigentlich als besonders glückliche Zeit im Leben eines Menschen. Vor allem im Rückblick erscheint sie vielen als rosig und unbeschwert, aber auch wissenschaftliche Daten belegten lange Zeit, dass viele Menschen eine U-Kurve des Glücks durchleben: Glücklich in Kindheit und Jugend, gebeutelt und geplagt in der Mitte des Lebens (Midlife Crisis), wachsende Zufriedenheit im Alter. Das wurde so in den Daten einer Vielzahl von unterschiedlichen Ländern beobachtet. Ein Arbeitspapier, das nun von den Vereinten Nationen veröffentlicht wurde, zeigt eine andere Entwicklung. Futsch ist die U-Kurve, die Jugendzeit wird als weniger glücklich empfunden. Stattdessen steigt die Zufriedenheit mit zunehmendem Alter an. Und - anders als vielleicht viele vermuten - hat diese Veränderung bereits vor der Corona-Krise eingesetzt, sagen die Forscher:innen, die für die aktuelle Studie die Daten aus sechs englischsprachigen Ländern ausgewertet und verglichen haben (USA, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Kanada, Irland). Dabei kam heraus, dass vor allem junge Erwachsene in englischsprachigen Demokratien weniger zufrieden mit ihrem Leben sind und weniger glücklich sind als in früheren Jahrzehnten. Die U-Form des Glücks mit niedrigeren Werten im mittleren Alter weicht einer mit dem Alter stetig wachsenden Zufriedenheit.
Angefangen hat diese Entwicklung den Forschenden zufolge ab 2010, also noch bevor die Corona-Krise den Menschen das Leben schwer gemacht hat. Vor 2015 schien in vielen Ländern die U-Kurve vorzuherrschen. Als sich das änderte, waren viele der Ansicht, die höhere Unzufriedenheit in der Jugend sei allein der Corona-Krise anzukreiden. Es zeigte sich aber, dass das schon vorher begonnen hatte, nämlich um 2012, einer Zeit, in der Jugendliche zunehmend mehr Zeit mit ihren Handys und in sozialen Netzwerken verbrachten.
Gründe? Ungewiss!
Die Forscher:innen betonen, dass sie über die Ursachen der gesunkenen Zufriedenheit im Jugendalter nur spekulieren können. Möglich wären ihnen zufolge eine Reihe kultureller Kräfte, die sich negativ auf die Lebenszufriedenheit und die Ansichten über die Gesellschaft auswirken, etwa, dass es weniger persönliche soziale Interaktion gibt, die Nutzung sozialer Medien steigt und die wachsende Einkommensungleichheit. In den Befragungen hatte sich gezeigt, dass vor allem bei jungen Menschen die sozialen Interaktionen weniger geworden sind als bei den über 26-Jährigen.
Wir groß oder wie gering der Einfluss der Corona-Krise gewesen ist, lässt sich auch aus diesen Daten nicht eindeutig ablesen. Doch zum einen hat der Trend schon früher eingesetzt, zum anderen hätte man erwartet, dass dann auch die Zufriedenheit der älteren Generation stärker hätte beeinflusst werden müssen.
Es gibt also noch viel Unklarheit, wieso, weshalb, warum junge Menschen in den untersuchten Ländern nicht mehr so glücklich sind, wie sie es noch vor einigen Jahrzehnten waren. Für die ganze Welt und für das Individuum lassen sich diese Daten ohnehin nicht verallgemeinern. Und wenn es auch traurig klingt, die gute Nachricht ist: im Durchschnitt geht es nach der Jugend zufriedenheitsmäßig immer weiter bergauf. Und das sind doch zumindest teilweise rosige Aussichten ;-).
Quelle
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 6. März 2025