Tillie Walden, die bekannte Zeichnerin und Autorin von Graphic Novels, hat dieses Mal an einem Comic für junge Menschen ab ca. 10 Jahren mitgearbeitet und das für die autobiografische Geschichte der beiden Musikerinnen Tegan und Sara. Die Kanadierinnen waren mir bisher nur vom Namen her ein Begriff, sie sind aber sehr bekannt.

Nachdem Tegan und Sara bereits eine Serie über ihre Erinnerungen und Erlebnisse aus ihrer Schulzeit gemacht haben, gibt es nun auch in Deutschland den Comic „Junior High“ (Band 1), welcher eigene Erfahrungen aus ihrer Kindheit und Jugend beinhaltet. Wichtig zu wissen ist, dass die beiden eigentlich in den 90ern aufgewachsen sind, der Comic jedoch in der heutigen Zeit spielt. Das Ganze ist sicherlich so viel besser nachzufühlen für die viel jüngere Leserschaft.

Tegan und Sara, so heißen natürlich auch die beiden Protagonistinnen des Buches, kommen an eine neue Schule. Die beiden finden schnell sympathische Mitschülerinnen, mit denen sie den Beginn der aufregenden Pubertät intensiv erleben. Und wie das so ist, der Schulalltag und das ganz normale Chaos dieser Zeit beschäftigt die beiden sehr. Da sind die Unterrichtsstunden und -inhalte meist nur Nebensache. Viel wichtiger sind die erste eigene Party zuhause und die Zeit, die man mit Freunden und Freundinnen verbringt. Die beiden eineiigen Zwillinge haben aber dazu noch das Problem, dass sie anfangs oft verwechselt werden und eine sehr enge Freundin von früher in dieses neue, aufregende Lebenskapitel integrieren müssen.

Nebenbei spielt Familie und die Liebe ebenfalls eine Rolle: ihr Vater lernt eine neue Frau kennen und auch die Zwillinge spüren langsam aber sicher eine Anziehung zu bestimmten Personen, mit denen sie Zeit verbringen. Die beiden Schwestern haben eine sehr innige Beziehung und teilen alle Gedanken miteinander, im Buch ist das so gelöst, dass wir jedoch vor allem immer die inneren Gefühle der beiden separat lesen können. Und dabei wird klar: die beiden entwickeln sich zu eigenständigen Persönlichkeiten, die sich dann eben doch nicht immer einig sind und auch deutliche Unterschiede im Charakter zeigen….

So erleben beide die fiese Zicke des Freundeskreises, das erste Verliebtsein und Wahrheit oder Pflicht oder eben auch die erste Periode anders als die jeweils andere – und das macht die Story rund um Tegan und Sara so authentisch und frei von Teenage-Kitsch.
Dennoch fühlt es sich beim Lesen etwas chaotisch und hektisch an, was aber auch gut die Zeit, die die beiden erleben, widerspiegelt.

Die Kapitel zeigen einzelne Szenen aus ihrer Jugend, es ist keine komplett zusammenhängende Geschichte. So sind es eher Slice of Life-Abschnitte einer Lebensphase, die besonders spannend wird, als die beiden sich wieder etwas mehr annähern und die Musik für sich entdecken, indem sie zufällig die Gitarre ihres Stiefvaters finden. Die musikalische Karriere der beiden ist geboren!

Es ist alles nicht so leicht und dann kommt auch noch Gefühlschaos dazu – eine sehr nachvollziehbare Geschichte, mitten aus dem Leben gegriffen.
Bonus: am Ende des Buches gibt es ein paar Fotos von Tegan und Sara als Teenager und ein kleines Nachwort von den beiden. Die grafische Gestaltung und die Zeichnungen sind humorvoll und altersgerecht. Eine schöne Story über Verbundenheit, Freundschaft und Zusammenhalt.


Erschienen bei arsEdition