Keine Ahnung von Knete?
Befragung aus Schleswig-Holstein ergab: Jugendlichen fehlt es an finanzieller Allgemeinbildung
Ob Kosten für einen Haushalt, Lebenshaltungskosten oder Kredite – Jugendliche wissen offenbar häufig nicht, wieviel Geld sie für was aufwenden müssen. Die Schuldnerberatungsstellen in Schleswig-Holstein haben 5.600 Jugendliche befragt und dabei alarmierende Defizite festgestellt. Das Fazit: In den Familien werden die Themen „Werte und materielle Wünsche“ sowie der „Umgang mit Geld“ zu wenig diskutiert. Die Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein fordert deshalb den Ausbau der bereits bestehenden Präventionsangebote insbesondere an Schulen.
Bereits 2010 hatte die Koordinierungsstelle Schuldnerberatung Jugendliche zu dem Thema befragt, jetzt liegen die Ergebnisse der dritten Auswertung vor. Leiterin Alis Rohlf am Freitag in Kiel: „Die Trends der ersten Befragungen sind auch in diesem Jahr bestätigt worden. Wir registrieren in über alle Schularten hinweg massive Lücken in der finanziellen Allgemeinbildung. Wenn wir in Zukunft weniger hoch verschuldete Erwachsene haben wollen, müssen wir heute reagieren.“
Die Erfahrungen der Schuldnerberatungen seien, dass Kindern und Jugendlichen die Fähigkeit, mit Geld verantwortungsvoll umzugehen, in vielen Familien nicht vermittelt wird. Auch eine Diskussion um Werte und um die Fragen „Was ist wichtig in meinem Leben“ und „Welche Bedeutung hat die Erfüllung materieller Wünsche“ werde zu selten geführt.
Die Befragung ergab außerdem, dass zwei Drittel der Jugendlichen unter 18 Jahren bereits im Internet eingekauft hätten, aber 17 Prozent von ihnen nicht mehr gewusst hätten, auf welche Weise sie die Ware bezahlt hätten. Ein weiteres Ergebnis: Viele Jugendliche haben keine realistische Vorstellung von ihrem späteren Verdienst. Und über ein Drittel der Befragten konnte zudem die Mindestkosten für einen eigenen Haushalt nicht richtig einschätzen. Zwei Drittel konnten zu den Kosten eines Kredits gar keine Angaben machen oder schätzten diese viel zu gering ein.
Gerade junge Haushalte haben nach den Erfahrungen der Schuldnerberatungen ein hohes Verschuldungsrisiko, da sie die Gefahren und Risiken im Internet falsch einschätzten, über zu wenig Finanzwissen verfügen und hohe materielle Erwartungen hätten, für die sie sich schnell auch Kredite verschaffen. Dazu Alis Rohlf: „Kinder und Jugendliche müssen auf den verantwortungsvollen Umgang mit Konsumwünschen, Einkommen und Kosten vorbereitet werden. Unsere Untersuchung zeigt, dass das in zahlreichen Elternhäusern nicht geleistet wird." Daher seien Präventionsangebote der Schuldnerberatung wichtiger denn je und müssten ausgebaut werden.
Autorin / Autor: Redaktion/Pressemitteilung - Stand: 1. Oktober 2012