Keine Ahnung, was für immer ist
Autorin: Julia Engelmann
Gelesen von: Julia Engelmann
Die CD „Keine Ahnung, was für immer ist“ von Julia Engelmann ist eine 37 Tracks umfassende CD mit literarischen Texten von oben genannter Autorin, die ihre Texte selbst einspricht. Die Laufzeit beträgt etwas über eine Stunde.
Zugegeben – am Anfang war ich recht skeptisch. Ich hatte mitbekommen, wie Julia Engelmann quasi über Nacht „entdeckt“ und hochgefeiert worden ist, konnte selbst aber nicht viel mit dem damaligen Text (One day, baby) anfangen (sei es deswegen, dass ich das Lied, auf das sie Bezug nahm, schon vorher nicht mochte oder weil ich das Thema nicht neu fand).
Dementsprechend erwartungslos bin ich auch an die oben genannte CD mit anderen Texten herangegangen – und muss sagen: Ich war wirklich durchaus positiv überrascht. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass Julia Engelmann sich weiterentwickelt hat oder sich in den Titeln nichts mit „Baby“ findet, aber mir haben die Texte größtenteils tatsächlich gut gefallen.
Ab dem Text „10 Dinge, die ich am Leben hasse“ hatte sie mich dann auch auf ihrer Seite. Dachte ich, als ich den Titel hörte, noch „Auf Negativität habe ich jetzt wirklich keine Lust“ und griff schon nach der Fernbedienung, um den Titel (vorerst) zu überspringen, bin ich letztlich sehr froh, mir den doch angehört zu haben. Bei ihrer anschließenden Wendung und dem „ich liebe […] wenn Gedichte weitergehen, die eigentlich zuende waren“ musste ich doch sehr schmunzeln und habe tatsächlich Sympathie entwickelt. Auch weitere Texte haben mir gut gefallen, gerade auch, weil die verwendete Sprache manchmal sehr poetisch, aber nicht dauerhaft damit überladen ist („in einer vier-Millionen-Stadt ist nicht für vier Millionen Platz“; High Society). Ein paar Mal hatte ich einen Wow-Effekt, bei dem ich mir dachte: Richtig, richtig klasse gesagt!
Die Stimmlage und -sprechgeschwindigkeit sind angenehm und zu den Texten passend. Pausen setzt Engelmann bewusst ein und spielt dezent, aber nicht übertrieben mit Tonlage und Stimme. Sie wirkt dabei authentisch, nicht gestellt (wenn ihr auch sicher ganz bewusst ist, wie und was sie macht) – ich nehme ihr das, was sie sagt, als eigene Gedanken und Gefühle ab und zolle ihr dafür meinen Respekt, diese so „offen“ vor allen darzulegen.
Kleine Kritikpunkte gibt es natürlich wie immer: Mir hat bspw. zu Anfang eine kleine musikalische Einlage zwischen den einzelnen Texten gefehlt, in denen man diese nachwirken lassen kann, ohne immer wieder die CD selbst stoppen zu müssen. Auch musste ich mich an die Vermischung von deutscher und englischer Sprache gewöhnen („nicer“) und es hat eine Weile gebraucht bis ich akzeptiert habe, dass das zu ihrem Stil gehört.
Ein größerer Kritikpunkt bleibt: Mir fehlt das Begleitheft (ein absolutes Muss für mich auch bei „normalen“ CDs): Es wäre einfach schön gewesen, die Texte nebenbei noch einmal mitlesen zu können, ohne das Buch extra dazukaufen zu müssen.
Alles in allem bin ich aber wirklich positiv überrascht und auch ein Stück weit dankbar, an den Gedanken und der Gefühlswelt Engelmanns teilhaben zu dürfen.
Fazit: Respekt, wem Respekt gebührt – und manchen auch eine zweite Chance 😉
*Erschienen bei Der Hörverlag*
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Autorin / Autor: Antonia - Stand: 13. Januar 2021