Keine Depressionen durch Social Media
Norwegische Studie: Langzeitstudie findet keinen Zusammenhang zwischen Social Media Nutzung und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
Angstzustände und Depressionen nehmen bei Kindern und Jugendlichen zu. Und auch die Nutzung von sozialen Medien steigt in dieser Gruppe stetig. "Viele Menschen glauben daher, dass es einen Zusammenhang geben muss", sagt Silje Steinsbekk, Professorin an der Fakultät für Psychologie der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU). Die Forscherin und ihr Team wollten darum nun überprüfen, inwieweit diese Befürchtung berechtigt ist, die viele Eltern und Fachleute umtreibt. In ihrer Studie "Social media behaviours and symptoms of anxiety and depression" begleiteten sie 800 norwegischen Kinder und Jugendlichen über einen Zeitraum von sechs Jahren, um nach Zusammenhängen zwischen der Nutzung sozialer Medien und der Entwicklung von Symptomen psychischer Erkrankungen zu suchen.
"Wir haben alle zwei Jahre Daten gesammelt, von dem Jahr, in dem die Kinder zehn Jahre alt waren, bis sie 16 Jahre alt wurden. Auf diese Weise konnten wir die Kinder während des Übergangs von der Kindheit zur Adoleszenz verfolgen. Die Symptome von Angst und Depression wurden durch diagnostische Interviews sowohl mit den Kindern als auch mit ihren Eltern ermittelt", erklärt Steinsbekk.
Heraus kam: Es ist kein Zusammenhang nachweisbar. Das Ergebnis der Studie war für Jungen und Mädchen gleich. Die Ergebnisse waren gleich, unabhängig davon, ob die Kinder Beiträge und Bilder auf ihren eigenen Social-Media-Seiten veröffentlichten oder ob sie die Beiträge anderer likten und kommentierten. Die verstärkte Nutzung sozialer Medien führte demnach nicht zu mehr Symptomen von Angst und Depression.
Vorangegangene Studien haben Schwächen
In den vergangenen Jahren sind viele Studien zu diesem Thema durchgeführt worden. Einige Studien kamen zu dem Ergebnis, dass die Nutzung sozialer Medien die psychische Gesundheit fördert, während andere einen negativen Einfluss feststellten. Die meisten Zusammenhänge sind jedoch schwach, so Steinsbekk.
Dabei wurde psychische Gesundheit in den Studien oft sehr weit gefasst, die meisten Daten wurden über Fragebögen erfasst und der Schwerpunkt lag oft auf der Häufigkeit, d. h. wie viel Zeit junge Menschen in den sozialen Medien verbracht haben, so Steinsbekk.
In der aktuellen Studie wurden die gleichen Kinder und Jugendliche über mehrere Jahre hinweg beobachtet und Symptome psychischer Erkrankungen in ausführlichen Interviews ermittelt. Auch die verschiedenen Arten der Nutzung von sozialen Netzwerken konnte auf diese Weise detaillierter erfasst werden.
"Wir hoffen, dass wir mehr Wissen darüber beitragen können, wie soziale Medien die Entwicklung junger Menschen und ihre Fähigkeit, in der Gesellschaft zu funktionieren, beeinflussen. Wer ist besonders gefährdet? Wer profitiert von den sozialen Medien? Spielt die Art und Weise der Nutzung sozialer Medien eine Rolle", sagte sie.
Steinsbekk und ihre Kollegen hatten zuvor herausgefunden, dass Mädchen, die die Beiträge anderer in den sozialen Medien liken und kommentieren, im Laufe der Zeit ein schlechteres Körperbild entwickeln, während dies bei Jungen nicht der Fall war. Das Posten auf ihren eigenen Konten in sozialen Medien hatte weder bei Jungen noch bei Mädchen Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl.
In den kommenden Jahren werden die Forscher:innen auch untersuchen, wie sich verschiedene Erfahrungen in den sozialen Medien, z. B. Cybermobbing und das Posten von Nacktbildern, auf die Entwicklung junger Menschen auswirken.
"Unsere Studie zeigt, dass Kari und Knut, wenn sie zunehmend auf Instagram oder Snapchat liken und posten, nicht eher Symptome von Angst und Depression entwickeln. Das heißt aber nicht, dass sie keine negativen Erfahrungen in den sozialen Medien machen oder sich süchtig oder ausgeschlossen fühlen. Einige sind vielleicht besonders gefährdet, und genau diese müssen wir identifizieren", sagt Steinsbekk.
Es gibt auch positive Aspekte
Gleichzeitig stellt Steinsbekk fest, dass es auch positive Aspekte der sozialen Medien gibt.
"Soziale Medien bieten einen Ort der Gemeinschaft und Zugehörigkeit und machen es einfach, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben. Soziale Medien können eine Plattform für soziale Unterstützung sein und junge Menschen mit wenigen Freunden vor Einsamkeit schützen.
Die Trondheim Early Secure Study hat jedes Jahr Daten von Tausenden von Kindern und ihren Eltern gesammelt, seit die Probanden vier Jahre alt waren. Die Probanden sind jetzt 20 Jahre alt und die neunte Datenerhebungsrunde wird diesen Herbst stattfinden.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung (via eurekalert.org) - Stand: 28. August 2023