In dem Buch „Khyona – Im Bann des Silberfalken“ von Katja Brandis geht es um die 16-jährige Kari Schneider, die durch eine Verwechslung im Reich „Isslar“ landet. Isslar ist eine Art magisches Pendant zu Island – die Landschaft scheint ähnlich zu der realen Welt, doch in Isslar gibt es Trolle, Gnome, Elfen, Drachen – und nicht zu vergessen: Menschen, die teilweise bestimmte Talente besitzen, wie bspw. Erdbeben hervorzurufen!
Da Kari recht schnell erfährt, dass Menschen aus der „Draußenwelt“ (der realen Welt wie wir sie kennen), die nach Isslar gelangen, hingerichtet werden, beschließt sie, die Rolle der Person anzunehmen, für die sie gehalten wird: Cecily, eine Assassinin. Im Auftrag der dort herrschenden Fürstin soll Kari eine Magierin töten. Kari versucht allerdings durch verschiedene Mittel und Anstrengungen, diesen Auftrag so gut wie möglich zu umgehen und Zeit zu gewinnen, um ihre Flucht zurück in ihre Welt zu planen. Dabei entwickelt sie Sympathie für ihre eigentliche Zielperson und muss verschiedene Missionen erfüllen, um nicht enttarnt zu werden. Zudem verliebt sich Kari in einen distanziert wirkenden jungen Mann, dem nachgesagt wird, keine Gefühle zu besitzen und der ansonsten von vielen aufgrund seiner Macht gefürchtet wird.
Währenddessen hat Cecily in der realen Welt davon erfahren, dass Kari ihren Platz in Isslar eingenommen hat und hält sich somit bei Karis Familie auf, um möglichst viel über sie zu erfahren. Um John, Karis Stiefbruder, der vermeintlich mehr zu wissen scheint, unter Druck zu setzen, greift sie sogar auf (tödliche) Vergiftungen zurück – so leidet erst die Mutter an Magen-Darm-ähnlichen Symptomen, die sich schnell verschlimmern, später erwischt Cecily auch John selbst mithilfe eines Kontaktgiftes.
Ob die beiden die Vergiftungen überleben und hinter Cecilys Absichten kommen, bevor es zu spät ist, und ob es Kari gelingt, in ihre Welt zurückzukehren, oder ob sie sich für die Liebe zu dem Jungen entscheidet, muss jede(r) nun für sich herausfinden 😉
*Und meine Meinung…?*
Die ersten dreißig Seiten hatte ich noch das Gefühl, dass die Autorin auf Biegen und Brechen versucht, alle Fakten, die sie über Island gesammelt hat, mit in den Text einfließen zu lassen (so sagt beispielsweise die kleine Schwester, dass sie unbedingt einen Geysir sehen wolle – woraufhin die große sie belehrt, dass es in Island nur einen funktionierenden gibt usw. usf.).
Auch finde ich manche sprachliche Ausdrücke absolut gewöhnungsbedürftig („Es ist so dunkel wie im Hintern eines Trolls“ oder „Habt ihr Elfenfürze im Hirn?“) oder dass die Elfen ganz klischeehaft „Fiiiiiiii!“ sagen.
Etwas irritierend fand ich auch den Buchrückentext, der so klingt als würde ein Falke die Protagonistin nach Khyona bringen – tatsächlich hat der Falke zu Anfang aber eine eher geringe Funktion (er ist da und beobachtet das Mädchen).
Dies macht die Autorin aber damit wett, dass sie dann doch relativ schnell (innerhalb der ersten fünfzig Seiten) zu einer Handlung kommt. Die Einleitung zieht sich (gegenüber so manch anderen Büchern) damit dankenswerter Weise nicht ewig dahin.
Katja Brandis gelingt es darüber hinaus, trotz der teilweise düsteren Geschichte eine liebevoll wirkende Welt zu erschaffen. Das Buch liest sich wie von selbst und zieht sich an kaum einer Stelle – es scheint immer etwas zu geschehen, allerdings im richtigen Maß. So erscheint die Geschichte nicht wie eine wilde Aneinanderreihung von möglichst spannungserzeugenden Ereignissen, wird auf der anderen Seite aber auch nicht zu langweilig. Auch löst sie die klassische Konstellation ein wenig auf: Im Verlauf der Geschichte werden zwei attraktive Jungen beschrieben, sodass nicht von Anfang an vorhersehbar ist, in welchen Kari sich nun verlieben wird.
Besonders gut gefallen haben mir auch die verschiedenen Perspektiven innerhalb der Geschichte. So hatte man bspw. zu Anfang noch klischeehaft (durch Karis Sicht) das Bild des besserwisserischen Stiefbruders, durch einen gekonnten Perspektivwechsel erlebt man allerdings im Laufe des Buches auch die Unterschiedlichkeit von Wahrnehmung und Absicht der einzelnen Personen. So bekommt man beispielsweise einen Eindruck davon, wie Karis Stiefbruder John sich einfach nur verzweifelt bemüht, ihr zu gefallen.
Lobend erwähnen muss ich an dieser Stelle auch das Wahnsinns-Cover – es ist wunderschön gestaltet und mein absolutes Lieblingscover aller Bücher, die ich bisher gelesen (oder gesehen) habe. Allein deswegen lohnt es sich schon, das Buch im Regal stehen zu haben!
*Fazit*
Das Buch ist besonders für Island-Liebhaber geeignet. So lernt man beiläufig während des Buches einiges über die Landschaft und natürlich fehlen auch typische Merkmale wie (wildlebende) Islandpferde nicht.
Auch Liebhaber von Elfen und Trollen kommen auf ihre Kosten, aber auch für Leser, die sich mit diesen Themen nicht allzu viel beschäftigen, bietet der Roman einen lockeren, leicht zu lesenden Stoff.
Das Buch gehört für mich persönlich nicht zu meinen Lieblingsbüchern, dennoch war es sehr angenehm, es zu lesen und ich würde es auch nicht als schlecht bezeichnen.
Eine Empfehlung also für all jene, die gerne ihren Tag mit leichter Lektüre ausklingen lassen möchten – oder, die wie ich, so begeistert von diesem unglaublich eindrucksvollen Cover sind! 😊
*Erschienen bei Arena*
Autorin / Autor: Khyona - Stand: 9. August 2018