Kings & Thieves - Die Letzte der Sturmkrallen

Autorin: Sophie Kim
ins Deutsche übersetzt von Anne Brauner und Susanne Klein

„Kings and Thieves – Die letzte der Sturmkrallen“ ist der Debütroman von Sophie Kim und der Auftakt einer Fantasy-Reihe. Im Mittelpunkt der Erzählung steht Lina, eine Assassine und Diebin. Sie kann präzise und mühelos töten, sich durch die Dunkelheit und in Gebäude schleichen, in denen sie eigentlich nichts zu suchen hat. So bricht sie zum Beginn der Geschichte – trotz ihrer tiefen Gläubigkeit – in einen Tempel ein und bestiehlt ein göttliches Wesen: den Spielmann. Obwohl sie nicht aus freien Stücken gehandelt hat, gerät sie in das Visier des Spielmanns, der sich eigentlich von den Geschäften der Menschheit zurückgezogen hat und in Gyeulchon, dem Reich der Dokkaebi mit seinem Hofstaat wohnt. Dort schlägt der Spielmann Lina einen Handel vor, den sie nicht erwartet hat …

Der Roman wird aus der Sicht von Lina erzählt. Erst nach und nach wird ihre Vergangenheit aufgedeckt, auch wenn schon zu Anfang Andeutungen dazu gemacht werden. Der Stil lässt sich insgesamt einfach und flüssig lesen. Es ist eine ganz neue Welt mit ihren eigenen Regeln und orientiert sich an der südkoreanischen, aber auch an der europäischen Mythologie. Lina ist ein starker weiblicher Charakter. Mir hat nicht gefallen, wie Töten und Gewaltanwendung kaum hinterfragt werden. Taten wie Rache, Gewalt und Erpressung werden als etwas Vertretbares dargestellt, wenn sie von „der richtigen“ Seite angewandt werden. Ich könnte mir vorstellen, dass das in den folgenden Teilen der Reihe noch stärker reflektiert wird, aber für sich stehend finde ich Linas unhinterfragten Blutdurst kritisch. Auch die Beziehung zwischen dem Spielmann und Lina war aus meiner Sicht problematisch. Es wird ein Bild reproduziert, in dem Männer sich schlecht verhalten können, weil sie in der Vergangenheit selber verletzt wurden. Sie werden als tragische Helden romantisiert, die in ihrem Inneren eigentlich gar nicht so übel sind und ihre übergriffigen Verhaltensweisen werden damit entschuldigt. Auch war mir die Geschichte gelegentlich zu vorhersehbar, wodurch sie an Spannung verloren hat. Ich finde den Ansatz gut, diversere Charaktere sichtbar zu machen, anders inspirierte Geschichten zu erzählen und neue Welten zu öffnen. Die Autorin hätte meiner Meinung nach aber auch auf anderen Ebenen neue Wege beschreiten können.

Insgesamt würde ich den Roman für Fans von Fantasy-Liebesromanen ab 14 Jahren empfehlen, wenn er mit einem kritischen Auge gelesen wird.

Erschienen bei Loewe

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Autorin / Autor: Johanna R. - Stand: 26. April 2024