Wenn einer klatscht...
Studie: Applaus ist ansteckend wie ein Schnupfen
Wenn einer klatschst, klatschen sie alle. Die meisten wären vermutlich auch peinlich berührt, wenn sie versehentlich an total unpassender Stelle in die Stille hineinklatschen würden, die Köpfe sich zu ihnen umdrehten, die Hände aller anderen aber reglos blieben. Wann wir klatschen, hängt sowieso meist mehr vom Publikum ab als von der Darbietung, meinen schwedische ForscherInnen der Universität Uppsala.
Um herauszufinden, wie ansteckend Applaus ist, filmten sie sechs Gruppen zu je 13 bis 20 Studenten, die jeweils zwei unterschiedlichen wissenschaftlichen Vorträgen lauschten. Diese werden am Ende traditionell immer mit Applaus bedacht. Die Analyse des Videomaterials ergab: Weder der Sitznachbar noch die Qualität des Vortrags beeinflussten das Klatschen. Stattdessen passten sich die einzelnen Personen dem Klatschen der anderen an. Ob man klatscht, hängt davon ab, wie viele andere bereits begonnen haben, allerdings gibt es einen Vorreiter. Die erste Person begann im Durchschnitt 2,1 Sekunden nach Präsentationsende mit dem Klatschen. Spätestens 2,93 Sekunden später hatte auch der, beziehungsweise die letzte StudentIn in den Applaus mit eingestimmt. Den Beginn machte immer eine einzelne Person. Die anderen schlossen sich rasch an. Im Schnitt dauerte der Applaus 6,1 Sekunden. Der soziale Druck, mitzuklatschen erhöhte sich, je mehr Personen bereits eingestimmt hatten, schreiben die ForscherInnen im „Journal oft he royal society“. Der Applaus verstummte auf ähnliche Weise: Die StudentInnen folgten der Menge und hörten, nachdem einer den Anfang des Endes gemacht hatte, recht schnell nacheinander auf zu klatschen.
Klatschen sei sozial ansteckend, schlussfolgern die ForscherInnen und vergleichen die aufgezeichnete Applauskurve mit der Form, in der sich Infektionskrankheiten ausbreiten: Je mehr Menschen eine Erkältung haben, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass sich andere anstecken.
Schade ist es schon ein wenig, denn eigentlich sollte der Applaus doch so etwas wie eine Belohnung für die Vortragenden sein und verdeutlichen, wie gut etwas angekommen ist. Hier gaben die Studentinnen allerdings keine individuelle "Bewertung" ab, indem sie länger und intensiver klatschten, je nachdem, wie gut ihnen der Vortrag gefallen hatte. Aber vielleicht war dieser auch einfach zu durchschnittlich. Wer schon mal auf einem richtig guten oder richtig schlechten Konzert war, wird gespürt haben, dass das Klatschverhalten dort sehr viel emotionaler und dynamischer ist. Wobei auch dort eine gewisse Ansteckungsgefahr in die eine oder andere Richtung wohl nicht ausgeschlossen werden kann ;-).
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Autorin / Autor: Redaktion; - Stand: 21. Juni 2013