Steckbrief "Kleines Studio" - Wer wir sind und was wir machen

Zu zweit im Team produzieren die beiden Studentinnen Laura und Luca in einem Atelier in Wien Bekleidung und Accessoires. Modische Teile zu entwerfen ist das Ziel, zur Realisierung wird dabei ausschließlich auf Secondhand Materialien - ob Stoffe, Wolle oder Perlen - zurückgegriffen. Die Teile können schlussendlich europaweit auf ihrer Website (der Link dazu am Ende des Artikels) oder vor Ort bei kleinen Pop-Ups gekauft werden.

Luca und Laura sind modeinteressiert, Fans jeglicher Handarbeitstechniken und Secondhand-Optionen. Gemeinsamkeiten, die sie allgemein in ihrer Freundschaft verbindet und besonders in Pandemie-Zeiten immer wieder Anlass zum Austausch untereinander bot. Während der Lockdowns häkelten und nähten sie auch immer mehr, Laura bekam von ihrer Mutter zur selben Zeit eine Menge neuwertiger Perlen. Untereinander tauschten sie die Teile aus, verschenkten sie im Umfeld oder verkauften sie für wenig Geld, und bald stieg die Nachfrage nach den auffälligen Designs. "Dann kam auch so über die Nachfrage die Idee, mehr zu produzieren, also kommerziell, und dann aber dabei zu bleiben, einfach nur Sachen zu benutzen, die schon da sind", erzählt Laura.

"Reuse, Reduce, Recycle"

Ein Motto für nachhaltigere Nutzung von Gebrauchtgegenständen wie eben Kleidung, welches auch für Luca und Laura zentral ist: In der Vergangenheit Produziertes kann man in neuwertigem Zustand aus zweiter Hand reichlich finden. Manchmal gehört dazu auch ein wenig Glück, so erzählen die beiden zum Beispiel von einer Bekannten, die sie auf einen besonderen Flohmarkt aufmerksam machte. Luca erinnert sich: "Dann habe ich einen Tipp bekommen von einem Wollflohmarkt, ein Geschäft von einer Frau, die in Pension gegangen ist und das von einer Familie für andere Zwecke aufgekauft wurde. Die haben dort ein Lager gefunden, das von oben bis unten komplett vollgestopft mit Wolle aus den 70ern, 80ern und so war [...] und sich entschieden die Ware zu verkaufen. Man hat wirklich günstig die Wollmaterialien kaufen können, damit arbeite ich immer noch!"

Wie die Wolle stammen die Produktionsmaterialien für die Stücke des "Kleinen Studios" von Flohmärkten, sind Restposten aus Stoffläden und Haushaltsabteilungen in Secondhand-Läden, "dead stock" - was so viel bedeutet wie unverkaufte Dauerlagerware - oder Funde auf Secondhand-Plattformen wie "willhaben". Die Ware bzw. Materialien vor dem Wegschmeißen zu retten ist Luca und Laura ein großes Anliegen. "Sowas versuchen wir einzusammeln und daraus etwas zu machen", meint Laura. Das kommt nicht nur der Umwelt, sondern auch den eigenen Geldbeuteln zugute, da die Preise hier vergleichsweise und trotz guter Qualität günstig sind. Und die wieder- oder weiterverwendeten Materialien sind keineswegs abgenützt oder dreckig - in den Köpfen vieler Leute sei das beim Stichwort "Secondhand" nach wie vor ein Vorurteil - ganz im Gegenteil! Das Alter und die wechselnden Besitzer:innen der Materialien ist der Qualität und Farbkraft der Produkte nicht anzusehen.

Gehäkelte Tops und Taschen, Ohrringe, Ketten und mehr...

Bunt, modern und einzigartig! Wer einen Blick auf die Website oder den Instagram-Account "Kleines Studio" wirft, stellt schnell fest, dass es sich bei den Produkten um tolle Einzelteile und ein großes Angebot an Kleidung und Accessoires handelt. Von zierlicheren Ohrringen und Perlenketten zu ausgefallenen "Bucket Hats" und kleinen Taschen in knalligen Farben. "Wir haben ein relativ gemischtes Sortiment. Das hat einfach viel damit zu tun, welche Materialien wir gerade finden, die uns inspirieren, etwas zu machen [...] weil wir auch Spaß an unterschiedlichen Dingen haben, es ist auch einfach ein Herzensprojekt", erklärt Laura. Bei den Ergebnissen gibt es einen großen Freiraum, das lässt das Experimentieren mit verschiedenen Techniken und das Arbeiten mit dem Material, das einfach gerade zur Verfügung steht, zu.

Shopping nachhaltig gestalten - Tipps & Tricks

Ich habe bei Luca und Laura auch nachgefragt, wie es denn bei ihnen selbst aussieht beim Thema "Shopping". Hier ein paar Tipps, die sie anderen gerne weitergeben:

• Geduldiges Suchen
  "Slow Fashion" ist ein wichtiges Stichwort, um bewusster und nachhaltiger zu konsumieren. Sich allgemein wegzubewegen von der Idee, alles sofort und direkt haben zu können und wollen, sei wichtig für einen reduzierten Konsum. Manchmal braucht es dann länger, wenn man Secondhand-Shops nach einem bestimmten Teil absucht. Aber genau diese gezielte Suche bringt umso mehr Freude, wenn man nach einiger Überlegungszeit das passende Kleidungsstück oder Accessoire gefunden hat.
• Alternative Kaufmöglichkeiten
  Luca und Laura sind schon lange Fans von Secondhand-Stores oder -Websites, Flohmärkten oder Kleidertausch-Events. Ein Kleidertausch lasse sich auch schnell unter Freund_innen organisieren und es ist cool zu sehen, wenn sich die beste Freundin in den eigenen kaum mehr getragenen Pulli verliebt. Schenken, tauschen und teilen macht ihnen Freude. Beide betonen außerdem, dass besonders Websites und Apps ein guter Weg sind, ausgemistete Kleidung im Kreislauf zu halten. Selbst zu verkaufen ist hier sehr einfach, und so kann man auf umweltfreundliche Weise immer wieder den eigenen Kleiderschrank updaten und für die "Altkleidung" ein paar Euro für ein neues Secondhand-Teil dazuverdienen.
• Kleiderschrank im Blick behalten
  Wenn ein neues Kleidungsstück in den Kleiderkasten soll, kann es oft nützlich sein, sich von einem anderen zu trennen. So kommt es nicht zu den vergessenen und liegen gelassenen Teilen, wie wir sie alle kennen.

Wenn ihr neugierig auf Lucas und Lauras "Kleines Studio" geworden seid, dann schaut doch mal auf Instagram oder auf ihrer Website vorbei... Neben Style-Inspiration findet ihr hier noch mehr ausgefallene Stücke!

Links

• Website Kleines Studio
  
• Instagram Kleines Studio