"Knallhartes Marketing auf Kosten der Kindergesundheit"

Die Verbraucherorganisation foodwatch und die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) fordern den sofortigen Stopp der Werbekampagne von Coca-Cola zur Fußball-Europameisterschaft 2016

Bild: foodwatch

Würden Kinder sich wirklich all ihre Helden in Dosenform "holen", wie sie anlässlich der Fußball-EM von einer Coca-Cola-Kampagne aufgefordert werden, und würden sie dann den Inhalt dieser Dosen trinken (muss ja so eine Art Zaubertrunk sein, wenn so tolle Typen drauf sind), dann würden sie einen gigantischen Berg Zucker zu sich nehmen. Weil die Werbung gleich in dreifacher Hinsicht gegen die Verhaltensregeln des Deutschen Werberats, dem Selbstkontrollorgan der Werbewirtschaft verstößt, hat sich die Verbraucherorganisation foodwatch und die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) entschlossen, gegen diese Kampagne Beschwerde einzulegen. Sie fordern den sofortigen Stopp der Werbekampagne von Coca-Cola.

Erstens sei die Kampagne eine „direkte Aufforderung zum Kauf oder Konsum an Kinder“ („Hol Dir das Team auf 24 Sammeldosen“). Zweitens nutze Coca-Cola das besondere Vertrauen aus, das Kinder Vertrauenspersonen wie den deutschen Fußball-Nationalspielern entgegenbringen. Drittens erschwere die Kampagne das „Erlernen einer ausgewogenen, gesunden Ernährung“. Zuckergetränke wie Coca-Cola gelten nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als unausgewogene Lebensmittel, für deren Absatz Hersteller kein Kindermarketing betreiben sollten.

Mit den Gesichtern der deutschen Nationalelf verlocke Coca-Cola Kinder zum Kaufen ungesunder Zuckergetränke und trage damit zum Anstieg von Übergewicht, Typ-2-Diabetes und anderen chronischen Krankheiten bei, kritisieren die Verbraucherschützer_innen und werfen dem Softdrink Giganten "knallhartes Marketing auf Kosten der Kindergesundheit" vor: „Der Konzern wirbt mit den Idolen Müller, Schweinsteiger und Co. für seine zuckrigen Cola-Getränke und torpediert damit die Bemühungen zahlreicher Eltern und Lehrer, Kinder für eine gesunde Ernährung zu gewinnen. Wenn es der Deutsche Werberat mit seinen selbst gesetzten Verhaltensregeln ernst meint, muss er dem Treiben von Coca-Cola ein Ende setzen“, sagte Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelmarketing bei foodwatch.

DDG-Präsident Professor Baptist Gallwitz erklärt, warum flüssiger Zucker in Form von Cola und Limonaden besonders gefährlich ist: "Schon eine Dose am Tag erhöht das Risiko für Übergewicht und Typ-2-Diabetes“. Die WHO empfiehlt, im Idealfall nur fünf Prozent des täglichen Energiebedarfs durch Zucker aufzunehmen. Das entspricht bei einer erwachsenen Frau 25 Gramm Zucker am Tag. Eine 0,5 Liter Flasche Cola enthält mit 52 Gramm Zucker mehr als das Doppelte.

Coca-Cola ist Hauptsponsor der EM 2016 und Premium-Partner des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Sowohl foodwatch und die Deutsche Diabetes Gesellschaft als auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hatten den DFB kürzlich aufgefordert, die Werbeverträge mit den Junkfood-Konzernen Coca-Cola, Ferrero und McDonald‘s zu kündigen. „Der DFB sollte sein Sponsoring-Konzept überdenken, um seiner Vorbildfunktion und gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden“, forderte DDG-Präsident Professor Gallwitz. Damit würde der DFB auch nicht weiter gegen seine eigene Satzung verstoßen. Darin verpflichtet sich der DFB zur „Förderung gesunder Ernährung (…) als gesundheitliche Prävention.“

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 29. Juni 2016