Körpersignale verraten Spielstand
Studie zum Ausdruck von Sieg und Niederlage im Sport
Wenn Sport-KommentatorInnen sagen: „Die Spieler lassen die Köpfe hängen, sie glauben nicht mehr an den Sieg“, macht sich bei vielen schon Mitleid mit den vermeintlichen Verlierern breit, aber stimmt diese Einschätzung aufgrund der Körperhaltung eigentlich?
Das fragten sich die Sportwissenschaftler Dr. Philip Furley vom Institut für Kognitions- und Sportspielforschung der Deutschen Sporthochschule Köln und der Diplompsychologe Dr. Geoffrey Schweizer von der Universität Heidelberg; sie untersuchten, inwieweit wir ZuschauerInnen anhand der Körpersprache von SportlerInnen tatsächlich den derzeitigen Spielstand bewerten können. Die Studie „The Expression of Victory and Loss“ – der Ausdruck von Sieg und Niederlage – ist die erste dieser Art und belegt, dass wir Zuschauenden tatsächlich innerhalb kürzester Zeit in der Lage sind, eine richtige Bewertung abzugeben.
Für die Studie zeigten die Forscher über 120 Probanden zufällig ausgewählte Kurzvideos aus den Sportarten Basketball, Handball und Tischtennis. In diesen Szenen lagen die gezeigten Sportler entweder weit zurück oder führten sehr hoch, waren knapp im Rückstand oder hauchdünn in Führung oder der Spielstand war sogar ausgeglichen. Anhand der Szenen sollten die VersuchsteilnehmerInnen über einen Schieberegler die jeweilige Situation des Sportlers bewerten.
Das Ergebnis: die abgegebenen Bewertungen stimmten in erstaunlich hohem Maße mit dem tatsächlichen Spielstand überein. Sogar die jüngsten VersuchsteilnehmerInnen (Kinder ab vier Jahren) schätzten die Lage zuverlässig ein – und dies lediglich anhand minimaler Informationen. „Unsere Ergebnisse decken sich mit evolutionstheoretischen Überlegungen: Unser genetisches Erbe sorgt dafür, dass wir unsere Mitmenschen anhand ihres nonverbalen Verhaltens ziemlich genau einschätzen können“, erläutert Furley die Testergebnisse. Für die Kinder bestand die einzige Schwierigkeit darin, die Situation der SportlerInnen bei knappen Spielständen oder Unentschieden einzuordnen. „Die Fähigkeit, kleinste Unterschiede im nonverbalen Verhalten der Mitmenschen wahrzunehmen, zum Beispiel Gesichtszüge und Körperhaltungen zu deuten, entwickeln wir erst im Laufe unseres Lebens“, begründet der Wissenschaftliche Mitarbeiter.
Ein interessantes Nebenprodukt der Studie war die Erkenntnis, dass Frauen, denen meist mehr Einfühlsamkeit nachgesagt wird, ihr Gegenüber nicht besser einschätzen konnten als Männer. „Es gab weder signifikante Unterschiede zwischen Sportlern und Nicht-Sportlern noch zwischen den Geschlechtern“, erklärt Furley. Weiteren Forschungsbedarf sieht der Wissenschaftler noch darin, herauszufinden, welche Körperregionen am meisten Auskunft über den Zustand seines Besitzers geben. Sind Gesicht und Mimik am aussagekräftigsten oder ist es wirklich die Körpersprache, z.B. ein gesenkter Kopf? „Bislang deutet einiges darauf hin, dass der Körper aussagekräftiger ist als die Mimik. Das liegt daran, dass wir gelernt haben, unser Gesicht zu manipulieren“, sagt Furley. „Außerdem wollen wir die Frage beantworten, welche Personen eine besonders gute Einschätzung abliefern können und welche nicht“, kündigt der Sportwissenschaftler an.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 13. November 2013